Intendierte Lernergebnisse
Im letzten Landtags-Wahlkampf (2024) glaubte die Kärntner ÖVP die Alpen-Adria-Universität in Verruf bringen zu können, in dem sie behauptete, die AAU müsse in "Karl-Marx-Universität" umbenannt werden. Diese (un-richtige) Zuschreibung zeigt allerdings nur eines: die Aktualität des Philosophen, Soziologen und politischen Aktivisten Karl Marx (1818-1883). Als Hirn-Gespenst belebt er die Horrorfantasien gegenwärtiger konservativer Ideologen, als Menetekel thront er über der strukturellen Krisenhaftigkeit der kapitalistischen Produktionsweise. In unserem Lesekreis steht aber etwas ganz anderes im Zentrum:Karl Marx gilt nicht nur als Begründer der modernen Soziologie, sondern ist auch der zentrale Stichwortgeber für verschiedenste Spielarten der Kulturwissenschaft. Es geht um die Re-Konstruktion eines Denkens, das Pate gestanden ist für ein kultur- und sozialwissenschaftliches Argumentieren, ohne das Marx jedes Mal explizit erwähnt wird.
Lehrmethodik
Dieses Seminar ist ein Lektürekurs und verfährt nach der Close-Reading-Methode. Das meint, dass alle Teilnehmer*innen die ausgewählten Texte sich im Vorfeld mit Lesenotizen erschließen und wir im Seminar Auszüge aus diesen Texten gemeinsam (laut) lesen sowie Unklarheiten, Widersprüche, Widerspruch und zentrale Stellen diskutieren.Jede_r Teilnehmer*in soll jeweils eine Sitzung mit Fragen und Lesevorschlägen vorbereiten.
Inhalt/e
Wir werden uns mit für Kulturwissenschafter*innen zentralen Texten von Marx beschäftigen und uns auf diese Weise wichtiges Werkzeug für die Praxis einer relationalen Kulturanalyse re-konstruieren. Darüber hinaus werden wir uns auch mit der Rezeption verschiedener Interpretationen und Auslegungen in den Kulturwissenschaften zuwenden, etwa der Rezeption von Marx u.a. in den Cultural Studies, aber auch neueren Lesarten im Kontext der Klimakrise.
Literatur
Misik, Robert (2010/2003). Marx für Eilige. Aufbauverlag: Berlin.Hobsbawm, Eric (2012): Wie man die Welt verändert. Über Marx und Marxismus. Hanser-Verlag: München.Eagleton, Terry (2012): Warum Marx recht hat. Ullstein-Verlag: Berlin.Sperber, Jonathan (2013): Karl Marx. Sein Leben uns ein Jahrhundert. Verlag C.H. Beck: München. Korte, Hermann (2001): Von den Anfängen der Soziologie. Karl Marx (2. Kapitel). In: Korte, Hermann (Hrsg.): Soziologie im Nebenfach. Eine Einführung. Konstanz: 27-40.Walther, Rudolf (1982): Marxismus. (= Brunner, O./u.a. (Hrsg.): Geschichtliche. Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Band 3). Stuttgart: 937-976.Kerber, Harald/Rolshausen, Claus (1991): Der Marxismus – Entstehung und Entwicklung einer kritischen Gesellschaftstheorie. In: Kerber, Harald/Schmieder, Arnold (Hrsg.): Soziologie. Arbeitsfelder, Theorie, Ausbildung. Ein Grundkurs. Reinbek: 400-443.Altvater, Elmar (2012): Marx neu entdecken. Das hellblaue Bändchen zur Einführung in die Kritik der Politischen Ökonomie. Hamburg: VSA.Henning, Christoph (2006): Marxglossar. Berlin: Ed. Freitag.Hall, Stuart (1989): Antonio Gramscis Erneuerung des Marxismus und ihre Bedeutung für die Erforschung von ‚Rasse‘ und Ethnizität. In: Ders.: Ausgewählte Schriften. Ideologie, Kultur, Medien, Neue Rechte, Rassismus. Hamburg: Argument: 56–91.Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA): https://mega.bbaw.de/de und https://marxforschung.de/mega%C2%B2/Marx-Engels-Werke: http://www.mlwerke.de/me/default.htm