Intendierte Lernergebnisse
Anhand eines exemplarischen Feldes der Angewandten Kulturwissenschaft sollen grundlegende Kenntnisse in der Kulturanalyse von gesellschaftlichen Konfliktfeldern vermittelt werden
Lehrmethodik
Dozentenreferat, Gruppenarbeit, Referat
Inhalt/e
Neben dem Feminismus ist die Ökologiebewegung in Europa eine der nachhaltigsten Folgen der anti-autoritären Revolte von 1968. Zahlreiche Elemente und Formate der gegenwärtigen Klimaproteste verweisen auf die Geschichte. Insbesondere Jugendliche gingen in den letzten Jahren gegen die Verweigerungshaltung und das Nichtstun der politischen Klassen auf die Straße: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“ skandierten die Teilnehmer*innen der Fridays for Future-Demonstrationen und versuchten einen wöchentlichen wiederkehrenden Schulstreik ins Leben zu rufen.Die schwache Verhandlungsmacht der Schüler*innen bedingte eine Radikalisierung der Aktionsformen wie der „Letzten Generation“. Aktivist*innen der Letzten Generation kleben sich auf die Straße, blockieren Kreuzfahrtschiffe, betonieren Golfplatzlöcher oder attackieren Gemälde in Museen.Hierüber gelang es den Aktivist:innen das Thema Untätigkeit der politischen Klassen und die drohende Verfehlungen der Klimapolitik wieder in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu rücken. Einen neuen Aufschwung erfuhr die Ökologiebewegung durch Fridays for Future. Im Mittelpunkt des Seminars stehen die Aktionsformen und der öffentliche Umgang mit den Protesten der „Letzten Generation“. Darüber hinaus werfen wir auch einen Blick in die jüngere Geschichte der Klimaproteste. Radikale Proteste gegen die Atomkraftwerke waren in der Vergangenheit ebenfalls überaus radikal. Platzbesetzungen bzw. Aktionen zivilen Ungehorsams wie jüngst in der Lobau gab es bereits in den 1970er Jahren. Im fränkischen Wackersdorf kam es beispielsweise zu regelrechten Belagerungen, die von einer ebenfalls radikalisierten ansässigen Bevölkerung unterstützt wurden.
Literatur
Peball, Roland W./Klaus Schönberger: In: „Letzte Generation“: Klimaprotest, der aufregt, aber durchaus legitim ist. Ziel sollte sein, Bündnisse zu schließen und eine selbstreflexive Radikalität zu entwickeln. In:Der Standard, 15.12.2022 (Blog: Kulturanalyse des Alltags). Online unter: https://www.derstandard.at/story/2000141666130/letzte-generation-klimaprotest-der-aufregt-aber-durchaus-legitim-ist [Zugriff 1.7.2023]Schönberger, Klaus/ Ove Sutter (Hrsg.) (2009), Kommt herunter, reiht euch ein! Kleine Geschichte der Protestformen sozialer Bewegungen. Berlin: Assoziation A. Online verfügbar: https://www.assoziation-a.de/dokumente/Eine_kleine_Geschichte_der_Protestformen.pdf [Zugriff 1.7.2023]Schönberger, Klaus (2014), Protest! Von der Koordination zum Projekt? Thesen zum Wandel der Vergesellschaftung und Assoziierung in sozialen Bewegungen sowie zur Artikulation des Politischen im kognitiven Kapitalismus. In: Balint, Iuditha/ Hannah Dingeldein/ Kathrin Lämmle (Hrsg.), Protest, Empörung, Widerstand. Zur Analyse von Auflehnungsbewegungen. Konstanz/München: UVK, S. 19–30. (Leicht bearbeiteter Nachdruck von Schönberger 2011)