Intendierte Lernergebnisse
Die Studierenden lernen unterschiedliche Aspekte des Zusammenhangs von Nationalstaat und Grenzen und Grenzziehungen kennen. Sie lernen, theoretische Konzepte mit ethnographischen Daten zu verknüpfen und in einem adäquaten Format zu präsentieren.
Lehrmethodik
teilnehmende Beobachtungen und Reflexionen; Diskussion im Plenum und in Kleingruppen; individuelles und Gruppen-Feedback; Präsentationen; schriftliche Arbeiten.
Inhalt/e
Die slowenische Region Goričko gehörte bis 1919 zu Ungarn und ist damit einer der "jüngsten" Teile Sloweniens. Die periphere Lage und zugleich die nationalstaatliche Uneindeutigkeit führten dazu, dass sowohl Jugoslawien als auch Ungarn eine Art koloniale Perspektive auf die Grenzgebiete Goričko und Rabavidek pflegten, die Fragen von Nationalität, Wirtschaft, Politik etc. umfasste. Auch heute ist das Grenzland multikulturell geprägt und zeichnet sich durch eine ethnische, sprachliche und religiöse Vielfalt aus, die sich von Dorf zu Dorf unterscheidet. Die Bevölkerung betrachet den slowenischen Staat häufig als fremden und weit entfernten Akteur, der mit den Belangen vor Ort nichts zu tun habe und, wenn überhaupt, dann höchstens störend eingreife. Die Grenze zwischen Jugoslawien und Ungarn war während der Phase des Sozialismus (1948-1989) stark militarisiert und hat sich nachhaltig in das kollektive Gedächtnis der Menschen vor Ort eingegraben. Zugleich ist die Grenze heutzutage stark musealisiert – so werden wir während unseres Aufenthaltes auf jeder Seite der Grenze ein Museum besuchen, das der Grenze gewidmet ist.Die Lehrveranstaltung ist als gemeinsames Seminar mit den Instituten für Ethnologie und Kulturanthropologie der Universität Ljubljana und der Universität Zagreb geplant. Zu Beginn der Lehrveranstaltung erhalten die Studierenden eine Einführung in die theoretische Beschäftigung mit der Beziehung von Grenzen und Nation/Staat und machen sich mit der Region Goričko vertraut. Herzstück ist die Exkursion, die gemeinsam mit slowenischen und kroatischen Studierenden vom 7. bis 10. Dezember 2023 durchgeführt wird. Wir werden Orte, Personen und Museen kennenlernen, die unterschiedliche nationale Erzählungen und Perspektiven auf die Grenze und die Grenzregion repräsentieren. Die Exkursion hat einen Workshop-Charakter: In gemischten Gruppen erarbeiten sich die Studierenden gemeinsam vor Ort Themen und reflektieren und diskutieren das Erfahrene. Sie erarbeiten zudem einen gemeinsamen Modus der Präsentation der Ergebnissen der Lehrveranstaltungen.Studierende erhalten einen Zuschuss der Universität für Auslandsexkursionen. Eine gemeinsame Unterkunft ist reserviert und muss vor Ort bezahlt werden. Die Anreise erfolgt mit Privat-PKW und wird gemeinsam in der LV geplant.Die Studierenden werden in der Feldforschung, der Analyse- und Schreibphase durch eine Tutorin (Sabine Ebner) unterstützt.
Erwartete Vorkenntnisse
Englische Sprachkenntnisse sind unbedingt notwendig.
Literatur
Gerst, Dominik, Maria Klessmann, und Hannes Krämer (Hg.)(2021) Grenzforschung: Handbuch für Wissenschaft und Studium. Nomos Verlagsgesellschaft. https://doi.org/10.5771/9783845295305.