Intendierte Lernergebnisse
Die Studierenden verstehen das Wesen und die Mechanismen der gegenwärtigen Bildkultur in ihrem Zusammenhang mit gesellschaftlichen/ökonomischen Strukturen; durchdringen die im Seminar behandelten Texte und Theorieansätze; üben die kritische, selbständige Auseinandersetzung mit Theorien und ihre Anwendung auf empirische Phänomene.
Lehrmethodik inkl. Einsatz von eLearning-Tools
Im Zentrum des Seminars steht die theoretische Auseinandersetzung mit klassischen und neueren Texten zum Thema Kapitalismus, Kulturindustrie, Bildkultur, Bildpolitik, Werbung, Kunst, Massenmedien und sozialen Netzwerken. Zusätzlich werden konkrete Beispiele und Erscheinungsformen von kapitalistischer Bildkultur untersucht, um den Blick auf die alltägliche Bilderwelt zu schärfen.
Inhalt/e
Jede Gesellschaft bringt ihre eigene Bildkultur hervor; auch der Kapitalismus des 20. und 21. Jahrhunderts hat eine ihm eigene Bilderwelt entwickelt, die seinen ökonomischen und sozialen Strukturen entspricht. Ein gut untersuchtes Beispiel dafür sind die ideologischen Gehalte von Kino- und Fernsehbildern, aber auch Modezeitschriften und Klatschpresse, in denen sich die Grundstrukturen und Herrschaftsformen der kapitalistischen Gesellschaft widerspiegeln und reproduzieren.Von früheren Epochen der Bildkultur unterscheidet sich die kapitalistische allerdings darin, dass die Bilder heute nicht mehr nur einen kulturellen „Überbau“ gesellschaftlicher Strukturen darstellen, sondern selbst zu einem Basiselement von Vergesellschaftung geworden sind: Das ökonomische Marktgeschehen selbst ist heute in immer stärkerem Maße bildförmig organisiert. In der Werbung etwa sind Bilder in eine allgemeine „Warenästhetik“ und einen kapitalistischen „Lifestyle“ eingebettet, in denen sich die Welt der ökonomischen Waren visuell verdoppelt, um den Warenverkauf, also das ökonomische Funktionszentrum der Gesellschaft, anzutreiben; in den Massenmedien und den sozialen Online-Netzwerken sind Bilder aber auch selbst zu Handelswaren geworden, deren bloße Betrachtung bereits ökonomische Gewinne erzielt und die in einer marktförmig organisierten „Ökonomie der Aufmerksamkeit“ gegeneinander konkurrieren.Entlang von Leitbegriffen wie „Kulturindustrie“, „Spektakel“ und „Simulation“ haben Autoren wie Theodor W. Adorno, Guy Debord und Jean Baudrillard herausgearbeitet, wie sehr die Bilderwelt zu einem zentralen Funktionsmechanismus der kapitalistischen Gesellschaft geworden ist und wie sehr sie unsere kollektive Existenz bis in die kleinsten Verästelungen des Alltagslebens und der Psyche hinein prägt. Das Seminar untersucht, wie die kapitalistische Bildkultur funktioniert, welchen Regeln und Dynamiken sie unterliegt und wie sie soziologisch analysiert werden kann. Was heißt es, in einer kapitalistischen Bildkultur zu leben, und welche Folgen hat die Hegemonie der „Bildindustrie“ für unser Verhältnis zu Bildern, zur Gesellschaft und zu uns selbst mitsamt unseren innersten Wünschen, Träumen, Ängsten und Wirklichkeitswahrnehmungen? Aber auch: Welche Freiheits- und Widerstandspielräume gewährt uns der unaufhörliche Strom der Bildwaren und Warenbilder?
Literatur
Wird zu Semesterbeginn bekanntgegeben