Inhalt/e
Johann Christoph Gottsched entwickelte 1730 ein strenges Regelwerk zur Beurteilung von literarischen Werken. Seit damals hat sich sehr viel verändert. Immer wieder war die Kritik wie zur Zeit des Nationalsozialismus ein Spiegel ihrer Zeit und war politischen Machthaber zu Diensten.Heute hat die Literaturkritik keinen leichten Stand. Sie wird immer wieder zu Grabe getragen und erweist sich trotzdem als äußerst lebendig. Kritisches Nachdenken über die Literatur schärft den Blick und bringt Bewegung in den Kopf.In dieser Lehrveranstaltung geht es um eine umfassende Standortbestimmung der Literaturkritik heute und auch die Momente in denen Schriftsteller sie an ihre Grenzen bringen. Das war zum Beispiel bei Tomer Gardi der Fall, dessen Umgang mit der deutschen Sprache die Jurymitglieder der Tage der deutschsprachigen Literatur fast zur Verzweiflung trieb und damit einen neuen Diskurs einforderte. Kim de l’Horizon wurde 2022 mit Preisen geradezu überhäuft: der Deutsche Buchpreis und der Schweizer Buchpreis gehörten dazu. Die Erzählerfigur „Blutbuch“ identifiziert sich weder als Mann noch als Frau. Die Literatur und damit auch die Kritik stehen damit inmitten eines Diskurses, der derzeit vielen Menschen unter den Nägeln brennt.