Intendierte Lernergebnisse
Eigenständiger Umgang mit philosophischen Begriffen systematisch und genealogisch
Lehrmethodik inkl. Einsatz von eLearning-Tools
Hermeneutik anspruchsvoller philosophischer und theologischer Literatur; eigenständige Aufbereitung. Präsentation und Kritik von Texten; eigenständige Sichtung von AV-Materialien; AG-Arbeit
Inhalt/e
Mit der Implementierung des World Wide Web Anfang der 90er Jahre des 20. Jhr., der Etablierung von Plattformen, Metaplattformen, Suchmaschinen, Cloudanwendungen und Social Media, der weltweiten Distribution des Smartphones ab den 10er Jahren des 21. Jhr. und der jüngsten Welle von Automatisierungen artifizieller Entscheidungsroutinen (Stichwort: KI) trat der Digitale Kapitalismus in seine heiße Phase. Gemeint ist damit keine bloße medientechnische Erweiterung neoliberaler Wertschöpfungsstrategien, sondern das Aufkommen einer völlig neuen Epistemologie und Praxis kapitalistischer Ökonomie mit einschneidenden Folgen für die politischen, sozialen und intimen Verhältnisse der Menschen untereinander. Das Seminar wird versuchen, diese Folgen beispielhaft am Begriff des Eigentums zu diskutieren: zum einen systematisch mit Blick auf dessen aktuelle Metamorphosen, zum anderen genealogisch mit Blick auf dessen philosophische und theologische Ideengeschichte. Neben sogenannten „proprietären Märkten“ – also Märkten, die als Plattformen im Besitz von Privatunternehmen sind –, neben der Expansion von Eigentumsverhältnissen für Phänomene, die dank digitaler Technologien überhaupt erst als Eigentum markiert, verrechtlicht und kapitalisiert werden können, soll im Seminar die Entwicklung des abendländischen Eigentumsbegriffs aber auch im Kontrast zu seinem Antonym, dem der Armut betrachtet werden – aus der Perspektive soziologischer Armutsforschung wie auch aus der theologischen Perspektive des mittelalterlichen Armutsstreits, den der Orden der Franziskaner mit der Kurie in Rom auszufechten hatte.
Literatur
Umberto Eco: Der Name der Rose (1982). Giorgio Agamben: Höchste Armut (2012). Giorgio Agamben: Der Gebrauch der Körper (2020). Thomas Piketty: Kapital und Ideologie (2019). Katharina Pistor: Der Code des Kapitals. Wie das Recht Reichtum und Ungleichheit schafft(2020). Philipp Staab: Digitaler Kapitalismus (2019). Joseph Vogl: Kapital und Ressentiment (2021). Jacques Derrida: Marx’Gespenster (1990). Gunnar Heinsohn, Otto Steiger: Eigentum, Zins und Geld. Ungelöste Rätsel der Wirtschaftswissenschaft (1996). Jean-Jacques Rousseau: Der Gesellschaftsvertrag (1762). John Locke: Zweite Abhandlung über die Regierung (1690). Max Stirner: Der Einzige und sein Eigentum (1845).Film:Jean-Jacques Annaud: Der Name der Rose (D, F, I 1986). Gérard Mordillat: Die Welt und ihr Eigentum, 4-teilige Dokumentation, arte 2022.