Intendierte Lernergebnisse
Die Studentinnen und Studenten vertiefen ihre bestehenden Kenntnisse im Bereich der phänomenologischen Philosophie insbesondere, aber nicht nur französischsprachiger Provenienz und gewinnen bessere Vertrautheit mit einem Hauptwerk von Emmanuel Levinas, dessen Relevanz für die gegenwärtige politische Lage in Europa sie erkennen lernen.
Lehrmethodik
Lehrvortrag, gemeinsame Lektüre, studentische Lektüreberichte ("Referate") zu ausgewählten Texten, Diskussion im Plenum
Inhalt/e
In einem "kooperativen Kommentar zu Emmanuel Levinas' Totalität und Unendlichkeit" (Karl Alber, München 1987) fängt Burkhard Liebsch, Professor an der Ruhr-Universität Bochum, seine Einführung in folgender Weise an: "Wie kaum ein anderes steht Emmanuel Levinas' erstes, sechzehn Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs veröffentlichtes Hauptwerk Totalität und Unendlichkeit. Versuch über die Exteriorität unter dem Eindruck radikalster Gewalt, die den europäischen Kontinent seinerzeit verwüstet hatte - bis zu einem Punkt, wo sich Europa in der eigenen Überlieferung nicht mehr wiederzuerkennen schien."Als ich, wohl im Januar 2022, dieses Thema für das Seminar wählte (nach zwei vorherigen Seminaren, die ich in Klagenfurt über Levinas' Humanismus des anderen Menschen und Derridas Gewalt und Metaphysik gehalten hatte), hatte ich nicht einkalkuliert, dass diese Zeilen von Professor Liebsch sich der heutigen politischen Lage so adäquat erweisen würden. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine, mit dem stetigen Verbrechen gegen die Menschheit, das dort begangen wird, bekommen solche Auffassungen wie radikale Gewalt oder Europa ist nicht mehr wiederzuerkennen eine neue und entsetzliche Resonanz. Das heißt auch, dass die Lektüre, die ich vorhabe, nicht einfach eine akademische Übung ist, sondern, meiner Meinung nach, auch eine Möglichkeit, die heutigen Ereignisse besser in Betracht zu nehmen.
Erwartete Vorkenntnisse
Als Vorbereitung auf das Seminar könnten die Studentinnen und Studenten die drei ersten Metaphysischen Meditationen von Descartes lesen, bzw. wiederlesen, und sich vielleicht auch mit dem Vorwort (S. 19-34) von Totalität und Unendlichkeit vertraut machen. Eine Lektüre von Husserls Wiener Vortrag (Die Krise des europäischen Menschentums und die Philosophie) könnte nicht schaden. Natürlich muss ich auch unter vielen anderen möglichen Lektüren das schon zitierte Buch Der Andere in der Geschichte. Sozialphilosophie im Zeichen des Krieges (Karl Alber Verlag, 2016 ) unter der Herausgeberschaft von Burkhard Liebsch erwähnen, obgleich dieses Buch eher für Fortgeschrittene ist.
Literatur
Siehe "Erwartete Vorkenntnisse", weitere Literatur wird in der LV bekanntgegeben.