Intendierte Lernergebnisse
Die Teilnehmer:innen gewinnen einen Überblick über die Geschichte des Diskursbegriffs und können dessen "Karriere" in der Philosophie von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart einer kritischen Revision unterziehen. Insbesondere lernen sie einen "flachen" oder zweidimensionalen Diskursbegriff, wie er in den Anfängen unter dem Eindruck des Strukturalismus gang und gäbe war, von einem mehrdimensionalen, gleichsam figurativ angereicherten zu unterscheiden, zu dessen Entwicklung über M. Foucault hinaus vor allem die beiden Leitfiguren der LV, P. Ricœur und J.-F. Lyotard, beigetragen haben. Dabei erkennen sie zugleich die bleibende inter- bzw. transdisziplinäre Relevanz, die eine solcherart elaborierte Form von "Diskursanalyse" ungeachtet aller seither ausgerufenen Wenden (Stichwort "Visual Turn") vom "Text" zum "Bild" besitzt, insofern diese in der Regel einen falschen oder jedenfalls aufgebauschten Gegensatz voraussetzen.
Lehrmethodik inkl. Einsatz von eLearning-Tools
Dem nicht prüfungsimmanenten LV-Genre Vorlesung gemäß dominiert in dieser LV der Lehrvortrag, der unbeschadet des Abebbens der Pandemie weiterhin sowohl on-campus (in Präsenz) als auch off-campus (im Stream via BBB) synchron wie asynchron (aufgezeichnet) verfolgt werden kann. Darüber hinaus werden bestimmte, in der Hauptsache Text(lektüre)-bezogene Aufgaben gestellt, die in Einzel- wie Gruppenarbeit zu erledigen sind und auf Moodle sowohl erteilt wie auch abgegeben werden können. Diese dienen der Vorbereitung auf das mündliche Prüfungsgespräch zum Erwerb des Zeugnisses.
Inhalt/e
Der 25. Todestag von J.-F. Lyotard und der 110. Geburtstag von P. Ricœur 2023 bilden den äußeren Anlass für diese Vorlesung, in der der Diskursbegriff einer kritischen Revision unterzogen wird, nachdem er nach seiner Hoch-Zeit in den 1970er und 80er Jahren in den 2000ern zunächst schon ganz aus der (philosophischen) Mode gekommen war und sich derzeit aber zu einem gewissen Revival anschickt.
Erwartete Vorkenntnisse
Von Vorteil, nicht jedoch Voraussetzung, sind allgemeine Kenntnisse der Philosophiegeschichte des 20. Jahrhunderts, insbesondere der Phänomenologie, Hermeneutik, Strukturalismus/Poststrukturalismus, Diskurs- und Texttheorie, sowie Offenheit für bzw. Interesse an interdisziplinären Perspektiven und Fragestellungen.
Literatur
Zur Orientierung (weitere Literatur wird in der LV bekanntgegeben):Foucault, Michel: Die Ordnung des Diskurses. Dt. v. Walter Seitter. Frankfurt a.M. 1974.Foucault, Michel: Antwort auf eine Frage. In: Ders.: Schriften in vier Bänden. Dt. v. Reiner Ansén et al. Band I. Frankfurt a.M. 2001, 859-886.Lyotard, Jean-François: Discours, figure. Paris 1971. Engl. ders.: Discourse, Figure. Übers. v. Antony Hudek u. Mary Lydon. Minneapolis-London 2011. Dt. Teilübers. ders.: Veduta auf ein Fragment der Geschichte des Begehrens. Dt. v. Emmanuel Alloa. In: Emmanuel Alloa (Hg.): Bildtheorien aus Frankreich. Eine Anthologie. München 2011, 137-201.Ricœur, Paul: Zeit und Erzählung. 3 Bde. Dt. v. Rainer Rochlitz (1&2) u. Andreas Knop (3). München 1988, 1989, 1991.