Intendierte Lernergebnisse
Nach erfolgreicher Absolvierung der LV sind die Studierenden in der Lage,sich kritisch mit den Begriffen Heterogenität und Diversität auf Basis sozialwissenschaftlicher Theorien sowie mit der Konstruktion von sozial anerkannten Normalitätsvorstellungen auseinanderzusetzen,die Rolle des Bildungswesens für die (Re-)Produktion von sozialer Ungleichheit aus historischer und aktueller Perspektive zu erörtern,die unterschiedlichen Differenzlinen wie Geschlecht, Ethnie, Alter, Leistung,... und deren Verschränkungen sowie Auswirkungen auf die Entstehung sozialer Ungleichheit mittels aktueller Studienergebenisse darzustellen und zu analysieren unddas meritokratische System in Frage zu stellen.
Lehrmethodik
Input, Diskussion, Selbstlernphasen (Lektüre, Videos) usw.
Inhalt/e
Die Anerkennung von Diversität sowie der produktive Umgang mit Diversität zählen zu den zentralen Herausforderungen des Schulsystems im Allgemeinen und des Unterrichts im Besonderen. Das Ziel der damit einhergehenden Maßnahmen ist, den Absolvent*innen des Bildungssystems die erfolgreiche Teilhabe am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben zu ermöglichen bzw. an dessen Weiterentwicklung beizutragen ( (§S SChOG). Die Basis dafür bildet die Forderung, die Diversität der Fähigkeiten, der familiären Voraussetzungen, der Lebensweltorientierungen in Schule und Unterricht zu berücksichtigen. Demgegenüber stehen die Befunde aus internationalen Studien, die insbesondere für den deutschsprachigen Raum konstatieren, dass Bildungswegentscheidungen, Bildung an sich nach wie vor von den familiärer Herkunft bestimmt wird und somit zur Reproktion sozialer Ungleichheit führen. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Diskussionen um Anerkennung von Diversität und (Re)Produktion der sozialen Ungleichheit, der schulischen Chancen(un)gerechtigkeit bereits an der Wende vom 19. ins 20. Jh. von den Vertreter*innen der einzelnen reformpädagogischen Strömungen geführt wurden und im Verlauf des 20. Jh. immer wieder neu aufgebrochen sind. Zudem ist festzustellen, dass in den letzten 20 Jahren ebenso Debatten bzgl. der Beziehungen zwischen Homogenitäts- und Heterogenitätskonstruktionen geführt werden. Insbesondere, da in der Schule zum einen durch die gesetzlichen Bestimmungen auf die Einrichtung von vermeintlich homogenen Jahrgangsklassen gesetzt wird bzw. durch das stark gegliederte Schulsystem Homogenitätsvorstellungen favorisiert werden, zum anderen Initiativen von im Schulalltag praktisch Handelnden auf heterogene Lerngruppen setzen, um die unterschiedlichen Fähigkeiten besser fördern zu können. Die Frage, die sich dabei stellt: Wie kann die Schule das Spannungsverhältnis zwischen Allokationsfunktion und Berücksichtigung von Diversität produktiv bewältigen? Im Rahmen des Seminars werden daher folgende Themen bearbeitet:Heterogenität - ein Modewort, ein Wort, das zur Unschärfe, zur Verschleierung der Situation führt, aber eigentlich eine Tatsache?Diversität - ein neues Modewort oder doch ein alternatives Konzept?Differenzlinien und ihre Verschränkungen oder die Vielfalt der Gründe für die (Re)Produktion von sozialer Ungleichheit meritokratisches Prinzip - das Dilemma mit der Leistung: Leistungsdifferenz als "natürlich und legitim" (Budde 2013: 9) vs. Leistungsdifferenz als gesellschaftlich konstruierte Dimension, ist in diesem Sinne "kein ‚neutrales’ Konstrukt, sondern eben ein relationales, weil bestimmte Setzungen wie Orientierung auf kognitive Leistung, Orientierung an bürger-lichen Wissenskomplexen und Verhaltensnormen, zugrunde liegen." (Budde 2013: 10)
Literatur
Auswahl Benner, Ilka (2018): Bildungsbenachteiligung und Bildunganlässe am Übergang Schule-Beruf: eine Studie mit Fokus auf bildung Bildung, Geschlecht und soziale Herkunft. Opladen/Berlin/Toronto: BudrichBudde, Jürgen (2013): Einleitung. In: Budde, Jürgen (Hrsg.): Unscharfe Einsätze: (Re-)Produktion von Heterogenität im schulischen Umfeld. Wiesbaden: Springer, S. 7-26.Kersten, Jens et al. (2021): Ambivalenzen der Gleichheit. Zwischen Diversität, sozialer Ungleichheit und Repräsentation. Bielefeld: transcript VerlagRiegel, Christine (2016): Bildung - Intersektionalität - Othering. Pädagogisches Handeln in widersprüchlichen Verhältnisse. Bielefeld: transcript Skorsetz, Nina et al. (2019) (Hrsg.*innen): Diversität und soziale Ungleichheit: Herausforderungen an die Integrationsleistung der Grundschule. Wiesbaden: Springer