Intendierte Lernergebnisse
Im Kurs lernen wir Grundlagen zu zentralen Begriffen der kritischen Migrationsforschung (u. a. Regime, Assemblage, Autonomie) sowie der Gouvernementalitäts- und Prekarisierungsforschung kennen. Beim Lesen von Texten reflektieren wir gemeinsam, wie theoretische Konzepte durch angewandte Fragestellungen erweitert werden können.
Lehrmethodik
Mit einem Fokus auf Machtrelationen setzt das Seminar auf ein konstruktives Lehrkonzept des miteinander und voneinander Lernens, das kritisches Denken und Austausch befördern möchte. Der Kurs wird als offene und respektvolle Lernumgebung gestaltet, die zur Reflexion von Konstruktionen des Anderen sowie von Strukturen des Otherings einlädt. Wichtig ist hierbei, Migration als Gesellschaftsforschung und nicht als Sonderforschung zu betrachten. Neben Textanalysen und Gruppenpräsentationen, die das kollaborative Lernen bestärken möchten, sind die Einbindung von ggfs. lokalen Bespielen und Intermedialität vorgesehen, um eine multiperspektivische Didaktik zu befördern.
Inhalt/e
Kaum ein Wort taucht in Diskussionen um Migration so häufig auf wie Integration. Als einer der zentralen Begriffe des migrationspolitischen Diskurses in der EU ist Integration eng mit Fragen von Arbeit und Bürger_innenschaft verbunden. Welche gesellschaftlichen Vorstellungen davon, wer dazugehört und bestimmte Rechte genießt und wer nicht, liegen der Idee der Integration überhaupt zu Grunde? Im Seminar werden wir Integration nicht als Projekt von Einzelnen begreifen, sondern in erster Linie als ein politisches Projekt. Im Kurs entfernen wir uns von einer affirmativen Idee von Integration als wissenschaftlicher Kategorie oder als neutralem Maßstab, um das Leben von „Anderen“ zu testen / zu bewerten, und befassen uns mit Integration als politischem Verhältnis sowie als Form der Subjektivierung. Dabei bringen wir Ansätze aus der kritischen Migrationsforschung mit Konzepten von Subjektivierung und Prekarisierung in Verbindung. Wir bauen auf Theorien von Macht und sozialen Hierarchien auf. Diese politische Dimension ermöglicht uns auch, Integrationsgebote in Verbindung mit einer EU-/nationalen Souveränität zu bringen. Inwieweit wird diese Souveränität durch die Konstruktion von zu integrierenden Anderen etabliert und affirmiert? Um diese Frage zu adressieren, lenken wir die theoretische Perspektive auf Prozesse von Nationalismus und Europäisierung, und reflektieren, inwiefern diese mit Integration in Verbindung stehen und sich in Auseinandersetzung mit Migration verändern.
Literatur
Hess, Sabine / Moser, Johannes: "Jenseits der Integration. Kulturwissenschaftliche Betrachtungen einer Debatte". In Hess, Sabine/Binder, Jana und Moser, Johannes (Hg.): No Integration?! Kulturwissenschaftliche Beiträge zur Integrationsdebatte in Europa, transcript, Bielefeld 2009. S. 11-26.Online unter: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783839408902-001/html?lang=deWeitere Seminartexte werden kurz vor Beginn der Lehrveranstaltung bekannt gegeben.