Intendierte Lernergebnisse
Die Studierenden kennen zentrale Konzeptionen von Macht und Gewalt und können diese historisch und wissenschaftstheoretisch verorten.Die Studierenden sind in der Lage, epistemische Gewalt zu erklären. Sie kennen die Begriffsgenese, und verorten den Begriff in einem spezifischen historischen Kontext.Die Studierenden sind in der Lage, Machtverhältnisse und epistemische Gewalt(förmigkeit) in ihrem theoretischen Feld und in ihrer Berufspraxis zu erkennen, zu analysieren und kritisch zu reflektieren.Die Studierenden reflektieren Machtfragen in ihrem Berufsfeld und in ihrer eigenen beruflichen Praxis mit Hilfe von Theorien und Tools die sie in der LV kennen lernenDie Studierenden wenden Theorien und Tools an, um epistemische Gewalt(förmigkeit) in ihrem theoretischen Feld und in ihrer Berufspraxis zu reduzieren.
Lehrmethodik inkl. Einsatz von eLearning-Tools
Lektüre (wissenschaftlicher) Texte vor und zwischen den Lehreinheiten, Diskussionen in Kleingruppen und im Plenum, Ausarbeitungen in der Kleingruppe sowie Präsentationen, praxisorientierte Übungen, theoretische Inputs mit Bezug auf die Praxis,Reflexionen in verschiedenen Settings (Plenum, Kleingruppe, Selbstreflexion)
Inhalt/e
Wessen Stimme wird in der (pädagogischen) Praxis gehört? Wer wird als wissend wahrgenommen? Welche Akteur:innen bleiben unsichtbar? Diese essentiellen Fragen werden in der Lehrveranstaltung anhand des postkolonialen Begriffs der epistemischen Gewalt besprochen. Epistemische Gewalt beschreibt „jenen Beitrag zu gewaltförmigen gesellschaftlichen Verhältnissen, der im Wissen selbst, in seiner Genese, Ausformung, Organisation und Wirkmächtigkeit angelegt ist“ (Brunner 2017: 39).Das Hauptaugenmerk dieser Lehrveranstaltung liegt in der Reflexion von Macht und Ohnmacht in der eigenen Berufspraxis. Professionelles (pädagogisches) Handeln findet immer in einem spezifischen soziokulturellen, politischen und rechtlichen Kontext statt. Der konkrete Auftrag von (friedens-)pädagogischen Initiativen und die vorhandenen Ressourcen werden von gesellschaftlichen und staatlichen Machtstrukturen beeinflusst. Zugleich ist professionelles Handeln selbst von Machtverhältnissen durchzogen. Darum ist eine Auseinandersetzung mit Machtfragen in der Berufspraxis essentiell.In der Lehrveranstaltung werden zentrale Konzepte von Macht und Gewalt vor dem Hintergrund des eigenen Berufsfeldes besprochen. Der Fokus liegt auf der Auseinandersetzung mit dem Konzept der epistemischen Gewalt. Ausgehend von einer theoretischen und historischen Einordnung des Begriffes werden mögliche Erscheinungsformen von epistemischer Gewalt in (pädagogischen) Theorien und in der Praxis erarbeitet. Studierende lernen drei zentrale Bestandteile epistemischer Gewalt kennen: Definitionsmacht, Entscheidungsmacht und Handlungsmacht. Sie reflektieren, wie diese drei Machtebenen bei der Entstehung von epistemischer Gewalt im eigenen professionellen Handeln zusammenspielen. Tools und Theorien zur Reflexion von epistemischer Gewaltförmigkeit in der Berufspraxis werden vorgestellt und aktiv geübt.
Erwartete Vorkenntnisse
Inhaltliche Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Eine Affinität mit dem Themenfeld Macht/Gewalt und postkolonialen Studien ist von Vorteil. In der Lehrveranstaltung spielt (Selbst-)reflexion eine zentrale Rolle. Von Teilnehmer:innen wird darum erwartet, dass sie bereit sind kritisch über ihr theoretisches Feld, ihr Berufsfeld und ihre eigene professionelle Haltung sowie Erfahrungen zu reflektieren.
Literatur
Einführende Literatur(Eine ausführliche Literaturliste wird zu Beginn der LV auf Moodle hochgeladen)Brunner, Claudia (2020): Epistemische Gewalt. Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne. Bielefeld: transcript. Volltext zum Downloaden: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-5131-7/epistemische-gewalt/ [Zugriff am 12.12.2023]Castro Varela, María do Mar (2015): „Das Leiden der Anderen betrachten”. Flucht, Solidarität und Postkoloniale Soziale Arbeit. In: Johanna Bröse & Stefan Faas & Barbara Stauber (Hg.): Flucht. Herausforderungen für die Soziale Arbeit. Wiesbaden: Springer VS, 3-20. 39. (Erstveröffentlichung am Tübinger Sozialpädagogiktag 2015. Online: https://www.rassismuskritik-bw.de/das-leiden-anderer-betrachten/)Castro Varela, María do Mar (2017): (Un-)Wissen. Verlernen als komplexer Lernprozess. In: migrazine, 1, http://www.migrazine.at/artikel/un-wissen-verlernen-als-komplexer-lernprozess [Zugriff am 23.12.2024)Dotson, Kristie (2011): Tracking Epistemic Violence, Tracking Practices of Silencing. In: Hypatia, 26/2, 236-257.Fricker, Miranda (2003): Epistemische Ungerechtigkeit. Macht und die Ethik des Wissens. München: C.H.Beck.Grill, Verena (2020): Epistemische Gewalt in der Sozialen Arbeit. In: soziales_kapital. wissenschaftliches journal österreichischer fachhochschul-studiengänge soziale arbeit 24/2020. https://soziales-kapital.at/index.php/sozialeskapital/article/view/698/1247 [Zugriff am 23.12.2024)maiz (2011): Pädagogische Reflexivität in der Basisbildung. Wien: Remaprint. Broschüre zum Downloaden: https://www.maiz.at/de/projekt/maiz-bildung/basisbildung-und-paedagogische-reflexivitaet [Zugriff am 12.12.2023]