Intendierte Lernergebnisse
Das Ziel der Lehrveranstaltung ist es, ein grundlegendes Verständnis über das Wechselverhältnis von Wissen, Wissenschaft und Demokratie zu vermitteln. Die Studierenden erhalten einen Einblick in zentrale Konzepte und Theorien der Wissenschafts- und Technikforschung (Science & Technology Studies) und der Politikanalyse (Public Policy Analysis) und lernen diese auf konkrete Fälle der Wissenschafts-Politik-Interaktion empirisch anzuwenden. Die Studierenden sind am Ende der LV in der Lage, den verhandelten Charakter von Expertise zu erkennen, die Rolle von Wissen in Politik und Gesellschaft kritisch zu bewerten und aktuelle Dynamiken im Verhältnis von Wissen und Demokratie mit STS-Konzepten zu analysieren.
Lehrmethodik
Inputs der LV-Leiterin; gemeinsame Diskussion von grundlegenden Texten und aktuellen Beispielen; Erarbeitung, Präsentation und Diskussion von selbstständig recherchierten Fallstudien zu aktuellen Entwicklungen der Wissenschafts-Politik-Interaktion
Inhalt/e
In modernen Gesellschaften sind Wissen, Wissenschaft und Demokratie aufs Engste miteinander verwoben. Wissenschaftliche Expertise dient als wichtige Grundlage für politische Entscheidungen – von Klimazielen bis hin zu Gesundheitspolitik. Dementsprechend finden wir eine Vielzahl von Akteuren, Organisationen und Instrumenten, die einer ‚Verwissenschaftlichung' von Politik dienen.Das Verhältnis von Wissen und Demokratie gestaltet sich jedoch oft ambivalent. Wissen führt nicht automatisch zu rationaleren Entscheidungen, sondern wird selbst zum Gegenstand politischer Auseinandersetzungen. Unterschiedliche politische Positionen werden mit gegensätzlichen Expertisen gerechtfertigt oder Unsicherheiten als Legitimation für Nichthandeln genutzt. Zudem stellt sich die Frage, wie Expertise demokratiekompatibel in Politik einfließen kann.Aktuelle Entwicklungen verschärfen diese Spannungen: Systematische Angriffe auf wissenschaftliche Institutionen wie Universitäten, die Etablierung alternativer epistemischer Autoritäten oder die Leugnung wissenschaftlichen Konsens beobachten wir derzeit besonders stark in einer der ältesten Demokratien, den USA, aber auch in Europa gibt es entsprechende Tendenzen. Folgende Themen werden u.a. behandelt:Verwissenschaftlichung von Politik und Politisierung von WissenschaftExpertise und Gegenexpertise, Grenzarbeit und Demokratisierung von WissenZweifel, Unsicherheit und Nichtwissen als politische StrategienAkteure und Organisationen der Politikberatung in verschiedenen politischen KulturenInternationale Assessments und die Macht von ZahlenAlgorithmen und Modelle als neue Formen der ExpertisePostfaktische PolitikDie Themen werden anhand aktueller empirischer Beispiele diskutiert, die von den Studierenden in selbstgewählten Fallstudien vertieft und hinsichtlich ihrer demokratietheoretischen Implikationen reflektiert werden. Bei den Beispielen ist eine Anpassung an die Interessen und Hintergründe der Studierenden vorgesehen.
Erwartete Vorkenntnisse
Das Seminar dient als einführende Lehrveranstaltung des Gebundenen Wahlfachs „Demokratie, Macht, Politik" im Master „Wissenschaft, Technik & Gesellschaft", kann aber auch eigenständig on Studierenden anderer Studienrichtungen absolviert werden.
Curriculare Anmeldevoraussetzungen
keine
Literatur
Wird in der ersten Einheit bekannt gegeben und in Moodle zur Verfügung gestellt