Intendierte Lernergebnisse
Fragen nach Herrschaft und Recht, Verbrechen und Schuld sind in den Dichtungen der letzten Jahrhunderte ständig präsent oder über weite Strecken zentrales Thema einiger Dichter(-Juristen). Es werden nicht nur Taten beschrieben, sondern auch Gerechtigkeiten und Ungerechtigkeiten erörtert. Weniger bekannt ist, dass Rechtsfragen mit großer Bedeutung diskutiert werden, so in Schillers Dramen. Seine "Räuber" und "Fiesko" bewegen sich zwischen Anarchie und Usurpation oszillierend. Kafka behauptet, Gerechtigkeit gebe es nicht. Und Schlink ist bemüht, die RAF, das bundesdeutsche Trauma, aufzuarbeiten.In diesen Spannungsbogen gehören auch Eichendorff, E. T. A. Hoffmann oder Kleist und später Handke oder Delius und Loest. Berücksichtigt werden Werke Ivan Cankars mit rechtlichem Bezug.In der LV werden rechtliche Konnotationen aus den literarischen Sujets in die Sprache beziehungsweise Begrifflichkeit literaturwissenschaftlicher Grundlagentheorie transkribiert. Die zwei Bezug habenden Wissenschaften werden in ihrer spezifischen Methodik verknüpft. Die Werke werden sowohl aus der Literatur- als auch der Rechtswissenschaft durchleuchtet werden.
Lehrmethodik
Die LV wird dialogisch und interaktiv abgehalten, wobei alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingebunden werden. Die Studentinnen und Studenten wählen ein Thema, recherchieren über dieses und halten zu den Ergebnissen ein Referat, das in schriftlicher Form vorzulegen ist.
Inhalt/e
Cankar: Knecht Jernej und sein RechtGoethe: WahlverwandtschaftenE. T. A. Hoffmann: Meister FlohKafka: Der ProceßSchiller: Die RäuberSchlink: Das WochenendeWeiss: Die ErmittlungZeh: Spieltrieb...
Erwartete Vorkenntnisse
Interesse an Recht und Sprache.
Literatur
BEISPIELHAFT EMPFOHLENE LITERATUR:1) Zitierte Primärliteratur der besprochenen Schriftsteller, Reclam- oder andere Ausgaben, nach Möglichkeit kommentiert.2) Bellmann/Hummel: Heinrich Böll, „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“. Erläuterungen und Dokumente. Reclam, Stuttgart 1999.Bernik: Ivan Cankar. Slavica-Verlag Kovac, München 1997.Ferk: Recht ist ein „Prozeß“. Edition Atelier, Wien 2006. Ferk: Verirrte Brüder und Schwestern. In: Die Furche, 22. Mai 2008, S. 18.Hoffmann: Das Fräulein von Scuderi. Text und Kommentar. Suhrkamp, BasisBib-liothek, Frankfurt am Main.Lüderssen: „Daß nicht der Nutzen des Staats Euch als Gerechtigkeit erscheine“. Schiller und das Recht. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2005.Müller-Salget: Heinrich von Kleist. Stuttgart: Reclam 2002 (Reclams Universal-Bibliothek; Nr. 17635).Perlmann: Arthur Schnitzler. Metzler, Stuttgart 1987, (Sammlung Metzler; 239).Steffen: Das Gesetz des Widerspruchs als Kleists Dichtungsgesetz. Demonstriert an seinem Lustspiel „Der zerbrochene Krug“. In: Europäische Komödie. Hrsg. von Mainusch. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1990. S. 304–354.Sternthal: Juristen als Schriftsteller. Porträts dichtender Rechtsgelehrter. Öster-reichische Verlagsgesellschaft, Wien 2006.Weber (Hrsg.): Juristen als Dichter, Schriftenreihe Juristische Zeitgeschichte, No-mos, Baden-Baden 2002....