Intendierte Lernergebnisse
Kenntnis der Grundzüge der Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie von der Monarchie bis in die Zweite Republik inklusive Illegalität, Flucht, Exil, Schwierigkeiten der Rückkehr; Analysefähigkeit von Primärquellen zur legalen, illegalen politischen Tätigkeit sowie jener im Exil; Verständnis für die Situation von Exilant:innen; Kenntnis von Methoden und Ansätzen biografischer Forschung; Kenntnis der Gründungsgeschichte der Universität Klagenfurt und ihrer Bibliothek; Fähigkeit des Verfassens von Rezensionen und Seminararbeiten.
Lehrmethodik
Einführung in das Leben und Wirken von Joseph Buttinger und Muriel Gardiner durch die LV-Leiter; Besichtigung und Bearbeitung von Bibliotheksbeständen in der Universitätsbilbiothek; Lektüre und Besprechung ausgewählter Primärquellen und Literatur aus der Buttinger-Bibliothek; Referate und Diskussionen; Vorträge von Gästen.
Inhalt/e
Joseph Buttinger (1906-1992) war einer der bedeutendsten österreichischen Sozialdemokraten bzw. Sozialisten. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen in Oberösterreich, kam er Mitte der 1920er Jahre als junger Arbeiter nach Kärnten, engagierte sich im Kampf gegen Faschismus und Nationalsozialismus und wurde 1935 Obmann der verbotenen Revolutionären Sozialisten Österreichs. Im Untergrund lernte er die US-Amerikanerin Muriel Gardiner kennen, mit der er 1938 vor den Nazis nach Paris und von dort in die USA flüchtete. In New York gründete er die "Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten" und half mit Muriel Gardiner Flüchtlingen aus Europa, auch nach 1945. In den USA wurde Buttinger zu einem geachteten Gelehrten und Intellektuellen, der sich unter anderem mit der Außenpolitik der USA in Ostasien und der Geschichte der Sozialdemokratie in Österreich und Europa beschäftigte. 1971 schenkte er seine Bibliothek mit rund 50.000 Werken der Universität Klagenfurt. Das Seminar beschäftigt sich mit der Vita von Joseph Buttinger und Muriel Gardiner, mit ihren Weggefährt*innen in Europa und den USA und dem politischen und wissenschaftlichen Vermächtnis, das dieser Kreis hinterlassen hat.
Literatur
Joseph Buttinger, Das Ende der Massenpartei. Am Beispiel Österreichs, Frankfurt/Main 1972.Joseph Buttinger, Ortswechsel. Die Geschichte meiner Jugend, Frankfurt/Main 1979.Muriel Gardiner/Joseph Buttinger, Damit wir nicht vergessen. Unsere Jahre 1934–1947 in Wien, Paris und New York, Wien 1978.Muriel Gardiner, Deckname Mary. Erinnerungen einer Amerikanerin im österreichischen Untergrund, Wien 1989.Josef Buttinger, Vietnam. A Political History, London 1969. Philipp Strobl, Thinking Cosmopolitan or How Joseph Became Joe Buttinger, in: Contemporary Austrian Studies 21, 92–122