Intendierte Lernergebnisse
Die Teilnehmenden können ihr eigenes wissenschaftliches Arbeiten in einem größeren wissenschaftstheoretischen und wissenspolitischen Kontext verorten. Sie konfrontieren ihre inhaltlichen Annahmen und wissenschaftlichen Praktiken mit historischen und aktuellen Standpunkten einer inter- und transdisziplinären Wissenschaftskritik.Dabei entwickeln sie eigenständige Positionierungen in Bezug auf ihr disziplinäres Umfeld sowie hinsichtlich der wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Bedeutung von (akademischer) Wissensproduktion weiter.Zugleich ist das Seminar auch ein potenzieller Ort zur Entwicklung und Stärkung kollegialer Unterstützung in der Promotionsphase.
Lehrmethodik inkl. Einsatz von eLearning-Tools
Lektüre und strukturierte Diskussion von Theorietexten, ergänzt durch Filmausschnitte u.ä.Vortrag der TN über das eigene Projekt (egal in welchem Stadium) mit intensivem Feedback durch peers und LV-Leitungbewährte Formen der Textbearbeitung in Einzel- und Gruppenarbeit (peer-to-peer Feedback, kollegiale Beratung, heißer Stuhl u.ä.)ggf. Diskussionen mit Expert_innen aus der gelebten Praxis des ‚doing academia‘ (auch auf Vorschlag der Teilnehmenden)ggf. gezieltes Erproben von akademischen Formaten der Präsentation und Diskussion (Kurzvortrag, Diskutant_in, Moderation, Erstellen eines CfP, Verfassen von Abstracts und Gutachten) als Formen, die den Inhalt kritisch begleiten und reflektieren und zugleich das ‚doing academia‘ einüben
Inhalt/e
Kennenlernen und/oder Vertiefen von feministischer, post- und dekolonialer sowie marxistischer Wissenschaftstheorie und -kritikReflektieren der wissens- und gesellschaftspolitischen Funktion akademischer Wissensproduktion, ihrer Potenziale und Grenzen, ihrer Chancen und HerausforderungenBewusstmachen von individuellen und institutionellen Praktiken des ‚doing academia‘ vor dem Hintergrund dieser theoretischen Perspektiven und ihres historischen und gesellschaftspolitischen KontextsVerschränkung des Erfahrenen/Erarbeiteten mit dem eigenen Forschungsprozess und -projektDie LV bietet erstens eine Auseinandersetzung mit zentralen Konzepten aus der feministischen, post- und dekolonialen Theorie zum Zusammenhang von Wissen(schaft) und globalen Ungleichheitsverhältnissen. Dazu zählen etwa Standpunkttheorie, Kolonialität von Macht, Wissen und Sein, Geopolitik des Wissens, Körperpolitik des Wissens, Dekolonialität, Dekonstruktion, Trans- und Antidisziplinarität, epistemische Gewalt u.a. Da diese Ansätze aus unterschiedlichen Disziplinen kommen und auch für die spezifischen Kontexte der Teilnehmenden und ihrer PhD-Projekte nutzbar gemacht werden sollen, ist auch Inter- und Multidisziplinarität eine Querschnittsmaterie der LV. Zweitens werden die genannten wissenschaftstheoretischen Perspektiven also in Bezug auf die thematische, disziplinäre und theoretische Vielfalt der beteiligten Dissertant_innen konkretisiert und reflektiert.
Erwartete Vorkenntnisse
Fähigkeit und Bereitschaft zur Lektüre auch englischssprachiger theoretischer Texte, die nicht aus dem eigenen Fach kommen und daher intensiv (gemeinsam) erarbeitet werden müssenBereitschaft zur Auseinandersetzung mit Wissenschaftstheorie und Gesellschaftskritik
Curriculare Anmeldevoraussetzungen
Die Teilnehmenden sollen bereits im Doktoratsstudium inskribiert sein. Unerheblich für eine Teilnahme ist hingegen, wie weit fortgeschritten ihr Dissertationsprojekt ist.Nach Maßgabe der Anmeldungen sind zusätzlich auch Post-Docs herzlich willkommen, sich mit ihrem aktuellen Forschungsvorhaben oder einer anderen wissenschaftstheoretisch-gesellschaftspolitischen Fragestellung zu beteiligen.
Literatur
Eine Lese- und Ressourcenliste wird in noch vor der ersten LV-Einheit auf Moodle zur Verfügung gestellt. Auf Wunsch können Teilnehmende auch Texte zur gemeinsamen Bearbeitung vorschlagen (wird in der LV besprochen).Beispielhafte Texte, die im Seminar diskutiert werden:Biagioli, Mario/Lippman, Alexandra (2020): Gaming the Metrics. Misconduct and Manipulation in Academic Research. Cambridge/London.Grosfoguel, Ramón (2013): The Structure of Knowledge in Westernized Universities. Epistemic Racism/Sexism and the Four Genocides/Epistemicides of the Long 16th Century. In: Human Architecture. Journal of the Sociology of Self-Knowledge XI(1): 73-90.Lorey, Isabell/Neundlinger, Klaus (Hg.) (2012): Kognitiver Kapitalismus. Wien.Mendel, Iris (2015): WiderStandPunkte. Umkämpftes Wissen, feministische Wissenschaftskritik und kritische Sozialwissenschaften. Münster.Santos, Boaventura de Sousa (2014): Epistemologies of the South. Justice Against Epistemicide. Boulder.Tuck, Eve/Yang, K. Wayne (2012): Decolonization is not a Metaphor. In: Decolonization: Indigeneity, Education & Society 1(1): 1-40.Link auf weitere Informationenhttp://epistemicviolence.aau.at/index.php/de/startseite/