Intendierte Lernergebnisse
Nach erfolgreicher Teilnahme am Seminar sind die Studierenden in der Lage:Verschiedene Begriffe und Konzepte von Interaktion und Situation zu differenzieren und jene in einer praxisorientierten Handlungsperspektive zu reflektieren.Techniken der Selbstdarstellung im Alltag zu erkennen und so Wirklichkeitskonstruktionen von sozialen Situationen herauszufordern, welche einerseits auf subjektiven Darstellungen und Interpretationen, andererseits aber auf interaktiven Mustern und allgemeinen Situationsdefinitionen beruhen.Ethnografische Methoden anzuwenden: Sie haben grundlegende Kompetenzen im Beobachten, Dokumentieren und Analysieren sozialer Situationen entwickelt und diese vor dem Hintergrund theoretischer Bezüge miteinander verbinden.Praxisrelevanz zu reflektieren: Sie erkennen die Bedeutung der Analyse sozialer Interaktionen für die pädagogische Praxis und können diese Erkenntnisse auf Alltagssituationen und berufliche Kontexte übertragen.
Lehrmethodik
Vorbereitende LektüreInputs der LehrendenGruppenarbeitenGemeinsame Diskussionen und Analysen von Alltagssituationen (Kurzexkursionen)ÜbungenSelbstreflexionFilmanalyse
Inhalt/e
Das Seminar vermittelt grundlegende Ansätze zum Verständnis und zur Analyse sozialer Interaktionen im Alltag sowie in institutionell-professionellen pädagogischen Kontexten. Dabei wird auf Theatermetaphern zurückgegriffen, um soziale Situationen und deren Dynamiken anschaulicher zu machen. So können alltägliche Interaktionen, etwa routinisierte Begegnungen im Supermarkt oder im Café, als „Aufführungen“ interpretiert werden: Der Ort fungiert als Bühne, die Beteiligten als Ensemble, während ihre Rollen und Darstellungsstrategien die dramaturgische Struktur prägen. Im Zentrum steht die Frage, wie Menschen im Alltag bestimmte Darstellungstechniken nutzen, um ein „authentisches“ Selbstbild zu erzeugen, welche Fassaden sie dabei errichten und unter welchen Umständen diese als glaubwürdig bzw. unglaubwürdig gelten. Auch wird thematisiert, wann Inszenierungen scheitern, wann man von einer „Krise“ sprechen kann und welche Bedeutung Täuschungen in Interaktionen haben. Mit besonderem Fokus auf Erving Goffmans Werk „Wir alle spielen Theater“ wird der Blick auf soziale Dynamiken geschärft, die uns sowohl im Alltag als auch in professionellen Kontexten in unterschiedlichen Formen einbinden. Durch eigene ethnografische Beobachtungen, praktische Übungen, Filmanalysen sowie die Reflexion persönlicher Erfahrungen ermöglicht das Seminar eine Verbindung zwischen Theorie und Praxis und schafft neue Erkenntnisse zu gesellschaftlichen sowie speziell pädagogischen Dynamiken in Face-to-Face Situationen.
Literatur
Goffman, Erving (2014), Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. 14. Auflage; erstmals 2003. München/Zürich: Piper (Orig.: The presentation of self in every-day life, New York: Doubleday & Company, Inc., 1959).Weitere Literatur wird in der Lehrveranstaltung bekannt gegeben.