Intendierte Lernergebnisse
Grundlagen kritischer Sozial- und Medienwissenschaften kennen- und mit Blick auf gegenwärtige Entwicklungen anwenden lernen.
Lehrmethodik
Frontalunterricht, Textlektüre, Diskussionen, Gruppenarbeiten und Referaten
Inhalt/e
Die Plattformisierung der Gesellschaft ist weitestgehend abgeschlossen. Einerlei, ob wir Übernachtungsmöglichkeiten buchen, Wohnungen suchen, uns mit Freund*innen austauschen, uns über das Tagesgeschehen informieren, uns auf Job- oder Partnersuche begeben oder auf Zerstreuung aus sind, wir greifen zumeist auf den einen oder anderen Plattformdienst (bspw. AirBnB, WhatsApp, X, LinkedIn, Tinder, TikTok) zurück. Plattformen vermitteln derart zwischen uns und unseren Bedürfnissen und formen unser Zusammenleben. Die ausgemachten Folgen dieser Entwicklung sind denkbar weitreichend. Sei es das Aussterben der Innenstädte, die sog. Gig Economy, das Auftreten neuer sozialer Akteure und Bewegungen (FfF, MeToo, Alt-Right...) das vermeintlich postfaktische Zeitalter, die Stimmung allgemeiner Gereiztheit (Pörksen 2021) oder gar die Spaltung der Gesellschaft, wer gegenwärtige Gesellschaften gehaltvoll diagnostizieren will, kommt um die Einbezugnahme von Plattformen, insb. Social Media Plattformen, kaum herum. Der Kurs versucht entsprechend bestimmende sozio-politische Entwicklungen unserer Zeit mit technisch-kulturellen Dynamiken zusammenzudenken. Um diese Brücke zu schlagen, ist glücklicherweise nicht allzu viel Pionierarbeit notwendig. Es lässt sich ein breites Reservoir, das von der Frankfurter Schule über die Cultural Studies bishin zu aktuellen gesellschaftstheoretischen und soziologischen Studien (z.B. van Dijck et al. 2018, Mau et al. 2023) reicht, anzapfen, um die Plattformisierung der Gesellschaft und ihre Folgen zu denken.
Curriculare Anmeldevoraussetzungen
Für die Aufnahme in das Proseminar müssen folgende Lehrveranstaltungen positiv absolviert sein:Positiv absolvierte StEOPPositiv absolvierte LV Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten in den Medien- und Kommunikationswissenschaften
Literatur
Zu lesende Literatur ist an den selbstgewählten Referats-/Seminararbeitsthemen orientiert. Um einen Eindruck zu geben, was dafür in Frage kommt und was in der LV referiert wird, folgt eine kleine Auswahl:Fitzpatrick, Claire (2023) The Crooked Platform. In: Social Media & Society. 9 (9). 1-10.Geiselberger, Heinrich (2017) Die große Regression. Eine internationale Debatte über die geistige Situation unserer Zeit. Berlin: Suhrkamp.Gillespie, Tarleton (2010) The politics of 'platform'. In: new media & society. 12 (3) 347-364.Haug, Wolfgang F. (2009) Kritik der Warenästhetik. Gefolgt von Warenästhetik im High-Tech-Kapitalismus. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Überarb. Neuausg.Jäger, Anton (2023) Hyperpolitik. Extreme Politisierung ohne politische Folgen. Berlin: Suhrkamp.Marcuse, Herbert (1998) Some Social Implications of Modern Technology. In: Douglas, Kellner (Hg.) Technology, War and Fascism. Collected Papers of Herbert Marcuse Volume One. London, New York: Routledge. 41-65Mau, Steffen; Lux, Thomas; Westheuser, Linus (2023) Triggerpunkte. Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft. Berlin: Suhrkamp. Nymoen, Ole; Schmitt, Wolfgang M. (2021) Influencer. Die Ideologie der Werbekörper. Berlin: Suhrkamp.Ottomeyer, Klaus (2014) Ökonomische Zwänge und menschliche Beziehungen. Soziales Verhalten und Identität im Kapitalismus und Neoliberalismus. Münster: LIT. 2., veränderte Aufl.Srnicek, Nick (2018) Plattform-Kapitalismus. Hamburg: Hamburger Edition HIS.Streeck, Wolfgang (2016) How Will Capitalism End? Essays on a Failing System. London, New York: Verso.van Dijck, José; Poell, Thomas; de Waal, Martijn (2018) The Platform Society. Public Values in a Connective World. New York: Oxford University Press.Vogl, Joseph (2021) Kapital und Ressentiment. Eine kurze Geschichte der Gegenwart. München: C.H. Beck.