Intendierte Lernergebnisse
"Wir alle sind Theater, sogar wenn wir kein Theater machen“ (Boal 1998). Wenn Augusto Boal von Theater spricht, meint er spielerisches Probehandeln und szenisches Forschen. Daran will die Lehrveranstaltung anknüpfen. Es geht darum, die soziale Welt mit verschiedenen Formen des Spiels zu erkunden, zu entdecken und kritisch zu durchleuchten. Wer Lust an praktischem Erproben solcher Spiele und an der theoretischen Vertiefung des durch sie Erkannten hat, ist zur Teilnahme herzlich eingeladen. Denn, um nochmals Boal zu zitieren, „Theater kann uns dabei helfen, unsere Zukunft zu gestalten, anstatt nur auf sie zu warten“ (Boal 1998).
Lehrmethodik
Die Methode der Lehrveranstaltung besteht in entdeckungsorientiertem Lernen durch imaginative Zugänge und kreative Verfahren, die mit ergänzenden Referaten der Lehrenden theoretisch vertieft werden. Drama, Mimesis, Improvisationsspiele, Forumtheater, multimediale Ästhetik verbunden mit theoretischen Einblicken bilden den Mittelpunkt unserer bildungsanthropologischen Erkundungen, die den Dualismus zwischen Körper und Geist überwinden sollen.
Inhalt/e
Kultur- und Sozialanthropologie als Wissenschaft, die Eigenschaften und Verhaltensweisen von Menschen erforschen, deuten und verstehen will, schenkt dem Körper, dem Spiel und dem spielenden Menschen große Aufmerksamkeit. Dies gilt insbesondere für die Bildungsanthropologie, deren Ziel es ist, die Wechselwirkungen zwischen Kultur, Gesellschaft und Bildung durchschaubar zu machen und zu verstehen, welche Folgen diese Wechselwirkungen für das Individuum haben. Johan Huizinga, der als erster Kulturanthropologe das menschliche Spielen erforschte, argumentierte sogar in seinem Buch „Homo ludens“ (1939), dass das Spiel der Ursprung der Kultur sei. Spielen wird als eine kulturelle Praxis betrachtet, die in verschiedenen Lebenswelten und Gesellschaften unterschiedlich ausgeprägt ist. Dabei wird der Körper nicht nur als physische Hülle, sondern auch als Träger von Bedeutung, als Ausdrucksmittel kultureller Praktiken und als Ort des Wissens und der Erfahrung betrachtet. Pierre Bourdieu weist auf die Bedeutung des Körpers hin, wenn er sagt: „Der Körper denkt immer“.„Wir alle sind Theater, sogar wenn wir kein Theater machen“ (Boal 1998). Wenn Augusto Boal von Theater spricht, meint er spielerisches Probehandeln und szenisches Forschen. Daran will die Lehrveranstaltung anknüpfen. Es geht darum, die soziale Welt mit verschiedenen Formen des Spiels zu erkunden, zu entdecken und kritisch zu durchleuchten. Wer Lust an praktischem Erproben solcher Spiele und an der theoretischen Vertiefung des durch sie Erkannten hat, ist zur Teilnahme herzlich eingeladen. Denn, um nochmals Boal zu zitieren, „Theater kann uns dabei helfen, unsere Zukunft zu gestalten, anstatt nur auf sie zu warten“ (Boal 1998).Als Gast mit viel Erfahrung in der Praxis und Theorie des Spiels ist Dietmar Larcher, ehemaliger Univ.-Prof. am IfEB, zur Teilnahme eingeladen.
Curriculare Anmeldevoraussetzungen
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Literatur
Boal, Augusto. 1979. Theater der Unterdrückten. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag.Boal, Augusto. 1998. Übungen und Spiele für Schauspieler und Nicht-Schauspieler. Frankfurt/Main: Suhrkamp.Bourdieu, Pierre. 1970. "Der Habitus als Vermittlung zwischen Struktur und Praxis." In Zur Soziologie der symbolischen Formen. Frankfurt am Main, 125-154.Bourdieu. Pierre. 1979. Entwurf einer Theorie der Praxis. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.Caillois, Roger. 1982. Die Spiele und die Menschen. Maske und Rausch. Frankfurt/Main, Berlin, Wien.Goffman, Erving. 1983. Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. München: Piper Verlag.Huizinga, Johan. 1939/2017. Homo Ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel. Reinbek bei Hamburg: Pantheon.Kashanipour, Jasamin. 2019. „Spiel als Theorie, Theorie als Spiel: Probehandelnde Annäherungen an kultur- und sozialanthropologische Themen.” Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Band 149: 195–206.Turner, Victor. 1995. Vom Ritual zum Theater: Der Ernst des menschlichen Spiels. Frankfurt/Main: Fischer.Weitere Texte werden vor Seminarbeginn auf Moodle bekannt gegeben.