Intendierte Lernergebnisse
Die Studierenden lernen die Komplexität individueller Identifikationsprozesse im Kontext von Nationalisierungsprozessen kennen sowie die Erscheinungsformen von Identifikationen und Positionierungen historischer Subjekte.
Lehrmethodik
Einführung durch die LV-Leiter:innenVortrag mit anschließender Diskussion
Inhalt/e
Die interdisziplinäre Ringvorlesung widmet sich Alltagen von historischen Subjekten im Alpen-Adria-Raum im langen 19. Jahrhundert (1815–1914) in drei ausgewählten Städten: Klagenfurt, Ljubljana und Trieste. Alle drei Städte waren Teil des Habsburgerreichs und durchliefen gegen Ende des 19. Jahrhunderts einen Prozess der Nationalisierung. Dieser Prozess verlief jedoch nicht eindeutig – Zugehörigkeiten von historischen Subjekten zu späteren Nationen waren vielfach von einem Dazwischen (In-Between) geprägt. Der Begriff „Dazwischen“ umfasst ein breites Feld an Identifikationen und verdeutlicht die notwendige Sensibilisierung für die unterschiedlichen Dimensionen im Alltag (z. B. Geschlechterverhältnisse, Klasse, Religion).Diese Dimensionen des Alltags historischer Subjekte sind bislang kaum erzählt, da das Narrativ der Nationalstaatsidee lange dominierte. Mittlerweile weisen jüngere Studien jedoch darauf hin, dass Alltage von fließenden Übergängen etwa in Bezug auf die Verwendung von Sprachen, Mobilität und kulturellem Austausch gekennzeichnet waren. Die historischen Subjekte unterwarfen sich nicht per se der Nationalstaatsidee. Anhand von Diskursen in zeitgenössischen Ethnografien, Praktiken im Vereinswesen sowie auf der Grundlage von unveröffentlichten Tagebüchern und Briefen lassen sich viele Hinweise finden, wie sie situativ auf die jeweiligen Anforderungen ihres Alltags reagierten, sich scheinbar widersprüchlich positionierten und eigensinnig handelten.Die Ringvorlesung ist Teil des am Institut für Kulturanalyse angesiedelten FWF-Projektes Discourses and Practices of the In-Between in the Alpine-Adriatic Region (https://inbetween.aau.at/).Kulturwissenschafter:innen und Historiker:innen stellen Fallstudien vor:12.03.: Klaus Schönberger (Klagenfurt/Celovec), Jurij Fikfak (Ljubljana), Ute Holfelder, Gerhard Katschnig: Einführung26.03.: Werner Drobesch (Klagenfurt): Die Alpen-Adria-Region im langen 19. Jahrhundert 02.04.: Reinhard Johler (Tübingen): Ein anderes „Laboratorium“ von Vielfalt. Die „Hybridität“ der Halbinsel Istrien09.04.: Marjeta Pisk (Ljubljana): (Non)nationalistic practices of musical associations in late 19th century Ljubljana | Marija Klobčar (Ljubljana): Constructing and deconstructing of the In-Between in Ljubljana in the 19th century30.04.: Ute Holfelder und Christian Frühwirth (Klagenfurt/Celovec): Die Alpen-Adria-Region eine „Übergangsgegend“. Praktiken und Phänomene des In-Between in Reisebeschreibungen des 19. Jahrhunderts07.05.: Daša Ličen (Ljubljana) und Janine Schemmer (Klagenfurt/Celovec): Julius Kugy – Selbst- und Fremdbilder eines „Altösterreichers“14.05.: Gerhard Katschnig (Klagenfurt/Celovec): Thaddäus von Lanner – Wirtschaftsliberaler zwischen Zentrum und Peripherie, Alltag und Ökonomie21.05.: Pieter Judson (Florenz): Alltag und Politik im Kontext der Habsburgermonarchie28.05.: Gerhard Katschnig, Ute Holfelder, Klaus Schönberger, Werner Drobesch, Janine Schemmer, Christian Frühwirth: Praktiken des In-Between erforschen? Ein Schlussresümee04.06.: Klausur
Literatur
Eine vorläufige Literaturliste wird zu Semesterbeginn aufgelegt.