Intendierte Lernergebnisse
Die Studierenden erwerben durch den Besuch des Proseminars Kenntnis von Grundbegriffen und wichtigen Argumentationen der Geschlechter- und Subjektphilosophie und damit zugleich Wissen über die Bereiche der Theorie der Philosophie und deren Geschichte und Gegenwart. Konkret werden sie mit dem Interpretieren von originalen Texten der Philosophiegeschichte vertraut gemacht, um deren Einfluss auf damit verbundene philosophische Theorien der Gegenwart zu erkennen. Ziel der Lehrveranstaltung ist es, das Erwerben von werkspezifischem Wissen sowie Einblick in die thematischen und diskursiven Zusammenhänge von Philosophie zu fördern und das eigene Urteil durch argumentative Begründung in gemeinsamer Diskussion zu schärfen.
Lehrmethodik
Das Proseminar beginnt mit einer Einführung in die Fragestellung, welche Relevanz Begierde und Begehren für die Konstitution des Subjekts haben. Hierfür soll ein Überblick über entsprechende wichtige Argumentationen von PhilosophInnen und TheoretikerInnen gegeben werden. Die Lehrinhalte werden sodann, in Blöcken aufbauend, anhand von drei Schwerpunkten vermittelt, wobei folgende Fragen leitend sind:1. G.W.F. Hegel: Wie denkt Hegel die Begierde und den Wunsch nach Anerkennung des Subjekts durch den Anderen im Kontext von Geschlecht, Familie, Staat, Sittlichkeit und Allgemeinheit?2. J. Butler: Welche subjektkonstituierende Rolle spielen nach Butler das Begehren (desire) und die Unterwerfung des Subjekts unter soziale Normen angesichts einer patriarchal strukturierten Gesellschaft?3. J. Lacan: Wie können wir die Subjektkonstitution mit Lacans Auffassung des Begehrens bzw. der Begierde (désir, jouissance) als einen unbewussten Prozess, der notwendig an den Anderen und an die Kultur („Gesetz“) gebunden ist, noch besser verstehen?Diese drei Schwerpunkte werden anhand der Lektüre von Quellentexten (bzw. Ausschnitten) und deren Rezeption durch Vorträge und Referate sowie in Arbeitsgruppen und in gemeinsamen Diskussionen erarbeitet. Einzelne Referate können von den Studierenden übernommen werden, auch kurze schriftliche Zusammenfassungen der zu behandelnden Literatur sind erwünscht. Die Literatur wird per Moodle zu Verfügung gestellt.
Inhalt/e
Im Zentrum des Proseminars stehen die Begriffe der Begierde und des Begehrens, wobei vermittelt werden soll, wie diese von Hegel philosophisch bestimmt und von Butler geschlechterkritisch sowie von Lacan psychoanalytisch weiterentwickelt wurden. Dafür soll (1.) in Hegels metaphysische Auffassung der menschlichen Begierde sowie in das damit verbundene Geschlechterverhältnis von Mann und Frau eingeführt werden. Auch Hegels Konzept der Anerkennung des Subjekts durch den Anderen soll beleuchtet werden, da es einen wichtigen Bestandteil im dialektischen Prozesses der Subjektwerdung bildet. (2.) Im Anschluss wird Butlers kritische Lesart von Hegel untersucht und der Frage nachgegangen, warum sie das Begehren des Subjekts als „ek-statisch“ verstehen möchte und an die „Unterwerfung“ unter die sozialen Normen gebunden sieht. (3.) Dies führt uns vertiefend zur weiteren Frage, inwiefern sich Subjektwerdung durch Lacans psychoanalytische Auffassung eines unbewussten Begehrens noch besser begreifen lässt und hilft, unsere Reflexion zu schärfen. (4.) Abschließend sollen die Subjektheorien der drei DenkerInnen am Beispiel ihrer unterschiedlichen Antigone-Interpretationen (Drama) konkretisierend diskutiert werden.
Erwartete Vorkenntnisse
Vorkenntnisse sind nicht notwendig;
Curriculare Anmeldevoraussetzungen
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Literatur
Butler, Judith (1987): Subjects of Desire. Hegelian Reflections in Twentieth-Century France. With a New Preface. Columbia University Press, New York.Butler, Judith (2001): Antigones Verlangen: Verwandtschaft zwischen Leben und Tod. Übersetzung: Reiner Ansén, Nachwort: Bettine Menke. Suhrkamp, Frankfurt/M.Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1807): Phänomenologie des Geistes. (= Werke 3 der neu editierten Ausgabe auf der Grundlage der Werke von 1832-1845). Suhrkamp, Frankfurt/M. 1986.Lacan, Jacques (2013): Das Begehren und seine Deutung. Das Seminar, Buch VI (1958-1959). Texterstellung: Jacques-Alain Miller, Übersetzung: Hans-Dieter Gondek. Turia + Kant, Wien.Sophokles: Antigone. (Tragödie). Übersetzung und Nachwort: Kurt Steinmann. Reclam, Stuttgart 2014.