Intendierte Lernergebnisse
Kenntnis aktueller ethischer Problemstellungen.
Lehrmethodik
Inputs des Leiters, Vorstellung von Texten durch die Teilnehmer:innen, Plenar- und Gruppendiskussionen.
Inhalt/e
Es ist evident, dass in und nach einer Vielzahl von Krisen (Corona, Krieg, Ökonomie, Klima, Migration…) ein gesellschaftlicher Zustand der Erschöpfung eintritt. Paradoxer Weise scheinen die Reaktionen darauf durch ein Übermaß von Aktivität sowie durch das Problem gekennzeichnet zu sein, den Aktivitäten geteilten Sinn und gemeinsame Richtungen zu geben. Die gewaltsamen Versuche, diese Richtungen aus der Negation von Andersheit und Fremdheit zu gewinnen, sind dafür Symptome.Wenn Ethos in seiner antiken Bedeutung auch als „Ort des gemeinsamen Wohnens“ (Martin Heidegger) verstanden werden kann, dann ist diese Erschöpfung – mit Peter Handke gesprochen – „Alleinmüdigkeit“, die in die Isolation führt. Kann dagegen ein Ethos der Müdigkeit, eine „Wirmüdigkeit“ (Handke) entworfen werden? Ein Ethos der Müdigkeit wäre damit gerade nicht ein bloßer Aufruf zu Passivität und stoischer Zurückhaltung, sondern hätte letztlich die Konsequenz, dass er jenseits jeder Zweckbindung in eine „Zusammenstimmung“ hineinführt. Erst vor diesem Hintergrund könnte – wie es Byung-Chul Han programmatisch formuliert hat – eine „kommende Gesellschaft auch Müdigkeitsgesellschaft heißen“.Dies soll im Seminar entlang verschiedener Texte reflektiert werden. Dabei werden unter anderen Jonathan Crary, Jean Baudrillard, Peter Handke, Byung-Chul Han, Martin Heidegger, Franz Kafka, Jean-Luc Nancy, Hannah Arendt , Herman Melville, Walter Benjamin, Gilles Deleuze, Giorgio Agamben und Walter Seitter eine Rolle spielen. Vielleicht entstehen dabei Varianten einer anderen „Kunst des Wachens“ (Walter Seitter), Varianten, die dann tatsächlich den Namen „Ethiken der Müdigkeit“ tragen könnten.
Literatur
Wird in der ersten Einheit vorgestellt.