Intendierte Lernergebnisse
Vertrautheit mit dem Begriff der Bio-Macht bei Michel Foucault.
Lehrmethodik
gemeinsame Lektüre und Diskussion
Inhalt/e
Während Michel Foucault die Disziplinarmacht als die mikrosoziologische Seite der Macht beschreibt, die auf die einzelnen menschlichen Körper abzielt, lässt sich die Bio-Macht als die makrosoziologische Seite der Macht verstehen, weil diese sich auf den Gattungskörper als ganzen, nämlich die Bevölkerung, richtet. Beiden zu eigen ist als moderne Machtform das Lebensprinzip, wodurch die Sexualität als Scharnier zwischen der Mikro- und der Makroebene fungiert. Der Sexualität kommt demnach eine zentrale strategische Rolle in der Installation moderner Machtverhältnisse zu, weil durch sie der Machtwille internalisiert wird. Dies bedeutet auch, dass die Bio-Macht die Form der Macht ist, die die Nützlichkeit des Lebens für ihre Zwecke erkennt und als absoluten Wert festsetzt. Während die Souveränmacht ›sterben macht und leben lässt‹, lässt die Bio-Macht nicht leben, sondern ›macht‹ leben. Im Foucault’schen Begriff der Bio-Macht laufen daher zentrale Bewegungen zusammen, die für die Entstehung der Moderne wesentlich sind und auch für die Gegenwart einiges an Relevanz besitzen. Vor diesem Hintergrund setzt sich die Lehrveranstaltung das Ziel, zunächst den Begriff der Bio-Macht durch eine eingehende Lektüre und Diskussion von Foucaults Der Wille zum Wissen zu erarbeiten. In einem weiteren Schritt soll dieser historische Begriff in gegenwärtige Kontexte transferiert und so auf seine Bedeutung für Analysen aktueller Machtverhältnisse hin untersucht werden.
Literatur
Michel Foucault (1983): Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit 1, Frankfurt/Main: Suhrkamp.