Intendierte Lernergebnisse
Erarbeitung eines akademisch anspruchsvollen Wissens der wesentlichen Theoriestränge der Cultural Studies und daran anschließender kritischer Kommunikations- und Machtanalyse.Fähigkeit zur kritischen Analyse und Diskussion wesentlicher Begriffsstrategien und Methoden zur Erschließung des sozialwissenschaftlich-kulturellen GegenstandsbereichesFähigkeit zur Anwendung bestimmter Theorie- und Verständnisansätze in bezug zu gegenwärtig drängende Problembereiche innerhalb der Cultural Studies.Fähigkeit zur Reflexion auf Forschungsergebnisse, die sich aus qualitativen Verfahren der Sinn- und Handlungserklärung ergeben, sowie der Anwendungs- und Erschließungspotentiale von kritischen Kulturtheorien.
Lehrmethodik
Gemeinsame Diskussion der Theorien und Methoden, die durch Kurz-Vorlesungen, Referate, und Q & A (Question-and-Answer) Segmenten in den Face-to-Face Sitzungen erfolgt. Dies wird durch die schriftliche Nachbearbeitung in einer Hausarbeit, die auf dem Referat beruhen kann, vertieft und auf ein entsprechendes Artikuationsniveau gehoben.
Inhalt/e
Die Lehrveranstaltung bietet eine systematische Rekonstruktion der begrifflichen und methodologischen Grundlagen der Cultural Studies in bezug auf das Verhältnis von Kommunikation und Macht. Die Veranstaltung arbeitet dabei zum einen das Potential von kommunikativen Praktiken zu selbstbestimmter Handlungsfähigkeit und kritischer Selbstreflexion heraus. Zum anderen werden aber zugleich Macht- und Herrschaftsstrukturen thematisiert, die Agency und Autonomie unterwandern und sozial vorbestimmen. Menschliche Agency wird damit als gleichermaßen durch praktische Eingebundenheit in vorstrukturierte Bezugsrahmen bestimmt sowie in idealisierend-progressiver Weise über diese Rahmen kritisch-reflektierend hinausweisend begreifbar.Die für Cultural Studies bestimmenden Orientierungswerte von kritischer Reflexivität, individualer Autonomie, sozialer Solidarität, sowie emanzipatorischer Gleichheit werden in der Veranstaltung als vermittelt durch real-gesellschaftliche Felder und Medien nachgezeichnet und damit als sozial-situerte Wertorientierungen begreifbar. Die symbolische Vermittlung der individuellen Agency als gleichermaßen kritisch-empirischer und normativ-idealisierender Bezugspunkt ist der rote Faden durch verschiedene Ansätze und Schwerpunkte. Kognitive und praktische Vermittlungsmodi wie Sprache, Öffentlichkeit, soziale Medien, sowie sozial geteilte Deutungs- und Praxisschemata (wie Ideologien, Religionen, soziale Bewegungen, usw.) rücken damit ins Visier einer zugleich konkret kontextualistisch und universalistisch-emanzipatorischen Kulturanalyse und Kulturkritik.Die Veranstaltung wird diesen Aufbau der Kulturanalyse im Spannungsfeld zwischen Kommunikation und Macht anhand von fünf aufeinander folgenden Schritten durchführen, denen jeweils ein Seminartag im Wochenblock entspricht.• Erstens wird die Idee einer kritischen Analyse von Gesellschaft und Kommunikation anhand der `Kritischen Theorie´ (Frankfurter Schule) als Projekte kritischer Gesellschaftsanayse eingeführt, und die `linguistische Wende´ innerhalb dieses Ansatzes einführend dargestellt (Adorno/Horkheimer, Habermas, Aufsätze Prof. Winter/Kögler).• Im zweiten Schritt werden die hermeneutischen Grundlagen von Geschichts- und Kulturverstehen anhand zentraler Ansätze (Schleiermacher, Dilthey, Gadamer) rekonstruiert.• Im dritten Schritt geht es um Entfaltung des methodologischen Werkzeugs einer `Machtkritik.´ Macht und Herrschaft werden zugleich als das Subjekt und die Gesellschaft strukturierende Faktoren begriffen, die durch symbolisch-praktische Erschließungsraster wirken, dabei aber doch subjektive und theoretische Möglichkeiten der Kritik und des Widerstandes enthalten (Foucault, Bourdieu, Said).• Viertens werden die Resourcen und Möglichkeiten thematisiert, die einer Politik der Kritik und Selbstbestimmung innerhalb des sozialen und politischen Raums im Rahmen des Begriffs von kritischer Öffentlichkeit zur Verfügung stehen (Nussbaum, Butler, Mahmoud).• Fünftens werden konkrete Praktiken und Medien innerhalb verschiedener sozialer Felder behandelt, innerhalb derer sich eine reflexive Machtanalyse mit der Konstitution von selbstgesteuerten und Autonomie-erweiternden Praktiken verbindet. In diesem Kontext werden populäre Musik, soziale Bewegungen, neue Religiosität, so wie die sozialen Medien als mögliche und ambivalente Medien thematisiert (Okiji, Honneth, Taylor, Reckwitz).
Curriculare Anmeldevoraussetzungen
Für die Aufnahme in das Seminar müssen folgende Lehrveranstaltungen positiv absolviert sein:Positiv absolvierte StEOPPositiv absolvierte LV Einführung in die Methoden (quantitativ und/oder qualitativ)Positiv absolvierte LV Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten in den Medien- und KommunikationswissenschaftenMindestens ein positiv absolviertes Proseminar
Literatur
Im Moodle-Segment des Kurses werden alle wesentlichen Texte, die zentral den einzelnen Lernschritten zugrundeliegen, zum freien Download bereitgestellt.Als Hintergrundliteratur ist zu empfehlen:Hans-Herbert Kögler, Alice Pechriggl, Rainer Winter (Hrsg.) Enigma Agency. Macht, Widerstand, Reflexiviät, Bielefeld 2019Hans-Herbert Kögler, Michel Foucault, Stuttgart, Weimar 2004Auf weitere Literatur wird hingewiesen bzw. diese wird im Moodle bereitgestellt.