Intendierte Lernergebnisse
Nach Absolvierung der Lehrveranstaltung sollen die Student:innen zum einen Konzept, Relevanz und Funktionen des literarischen Salons verstanden und zum anderen ein reflektiertes Verständnis für die vermittelnden Kategorie des literarischen Salons entwickelt haben.
Lehrmethodik inkl. Einsatz von eLearning-Tools
Gemeinschaftliche und individuelle Erschließung wissenschaftlicher, literarischer und journalistischer TexteGrundlagenforschung zum Salon Lobmeyr sowie wissenschaftliche Annäherung an dessen Autor:innen und Werke
Inhalt/e
«Der Salon Lobmeyr ist eine sehr geheime Institution. So geheim, dass ich
bis zu meiner erstmaligen Einladung nicht einmal wusste, dass es ihn gibt.»
Gabriele Kögl
In: Literatur und Kritik 553/554, Mai 2021, S. 40Seit mehr als einem Jahrzehnt findet sich ein kleiner wie produktiver Kreis von Autor:innen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur zum Salon Lobmeyr ein: «Es ist ein literarischer Salon in der Tradition der bürgerlichen Salons, wie ihn Berta Zuckerkandl geprägt hat. Allein die Verhältnisse haben sich geändert. [...] Nicht Repräsentation sondern Anteilnahme: an Texten, an Geschichten, an – auch misslungenen Anläufen, an geglückten Tagen und an verpatzten.» (Paar 2021) Mehr als 30 Romane, dazu eine Vielzahl von Kurzgeschichten und Essays, sowie Theaterstücke, Hörspiele und journalistische Texte haben die Autor:innen des Salon Lobmeyr bislang veröffentlicht. Zahlreiche Prämierungen, Rezensionen und öffentlichkeitswirksame Auftritte später wird man auf der Suche nach substanzieller wissenschaftlicher Forschung zum Salon Lobmeyr nach wie vor nicht fündig.Diesem Forschungsdesiderat wollen wir uns im Verlauf des Sommersemester 2024 annähern und dazu den von Ljuba Arnautović und Karin Peschka geführten Salon nicht nur als «niederschwellige[n], geschützte[n] Ort» (Arnautović 2021, 38) zum Austausch Gleichgesinnter untersuchen, sondern auch als «vermittelnde Kategorie zwischen der in der Regel engeren Perspektive der Einzelbiographien einerseits und der Kultur- und Sozialgeschichte andererseits» (Wilhelmy 1989, 2) wissenschaftlich reflektieren. Welche Autor:innen können dem Salon Lobmeyr zugeschlagen werden? Welche Aufgaben und Funktionen übernehmen die Salonnières und Habitués? Kann eine konkrete Praxis des Salons eruiert werden? Welche literaturkommunikativen Funktionen (Seibert 1993) erfüllt der Salon Lobmeyr und welche aktualisierenden Ergänzungen sind notwendig, um das Konzept des literarischen Salons in das 21. Jahrhundert zu überführen? Welche Bedeutung haben Veranstaltungen wie der Literaturwettbewerb Wartholz, der Österreichische Buchpreis oder die Tage der deutschsprachigen Literatur für die Autor:innen des Salons? Welche Rolle spielen in diesem Kontext Schreibschulen wie die Leondinger Akademie für Literatur? Welche Relevanz hat das Lesen von Büchern und das Vorlesen eigener Texte in der Salon-Praxis? Und was hat der Salon Lobmeyr eigentlich mit Borschtsch zu tun?
Curriculare Anmeldevoraussetzungen
keine
Literatur
Lektüreliste (in alphabetischer Reihenfolge):Ljuba Arnautović: Im Verborgenen. Wien: Picus 2018 (192 Seiten).Harald Darer: Mongo. Wien: Picus 2022 (224 Seiten).Bettina Gärtner: Unter Schafen. Salzburg: Müry Salzmann 2015 (200 Seiten).Gabriele Kögl: Brief vom Vater. Wien: Elster & Salis 2023 (208 Seiten).Felix Kucher: Kamnik. Wien: Picus 2018 (304 Seiten).Tanja Paar: Braindrain Messages und Mama geht studieren. Blogs via derstandard.at.Karin Peschka: Watschenmann. Salzburg: Otto Müller 2014 (300 Seiten).Petra Piuk: Toni und Moni oder: Anleitung zum Heimatroman. Kremayr & Scheriau 2017 (208 Seiten).Katja Schröckenstein: Die Frau aus Stroh. Ein DJ-Roman aus dem Jenseits. tbd.Österreichische Botschaft Berlin: «meaoiswiamia» | Der Salon Lobmeyr zu Gast in Berlin (23.02.2023), https://www.youtube.com/watch?v=rpT-0VaBRF8 (letzter Zugriff: 14.01.2024).SekundärliteraturPeter Seibert: «Literarischer Salon.» In: Natalie Binczek/Till Dembeck/Jörgen Schäfer (Hrsg.): Handbuch Medien der Literatur. Berlin/Boston: De Gruyter 2014, S. 582–588.Peter Seibert: Der literarische Salon. Literatur und Geselligkeit zwischen Aufklärung und Vormärz. Stuttgart/Weimar: Metzler 1993.Petra Wilhelmy: Der Berliner Salon im 19. Jahrhundert (1780–1914). Berlin/New York: De Gruyter 1989.Sigrid Meßner: «Vernetztes Schreiben: Das Autorenforum als neue Form einer literarischen Gruppe?» In: diess.: Literarisch vernetzt. Autorenforen im Internet als neue Form von literarischer Öffentlichkeit. Dresden: Thelem 2012, S. 189-196.Ljuba Arnautović, Karin Peschka et al.: «Dossier ‹Salon Lobmeyr›.» In: Literatur und Kritik 553/554, Mai 2021, S. 37–82.Tanja Paar: «Salon Lobmeyr in LITERATUR UND KRITIK» (01.06.2021), in: https://tanjapaar.at/2021/06/01/salon-lobmeyr-in-literatur-und-kritik/ (letzter Zugriff: 14.01.2024).