Intendierte Lernergebnisse
Ziel des Seminars ist es, ausgewählte Spieltexte zu analysieren und sie als Vertreter theatraler Gebrauchsliteratur in ihrem zeithistorischen Kontext zu interpretieren. Dabei sollen die verschiedenen Spieltypen (Oster-, Passionsspiel, Moralität etc.) mit ihren Wirkungsintentionen und ihrer spezifischen Medialität berücksichtigt werden.
Lehrmethodik inkl. Einsatz von eLearning-Tools
Einführungen in die Einzelaspekte der Thematik durch die LV-Leiterin; gemeinsame Lektüre, Analyse und Diskussion mittelhochdeutscher und frühneuhochdeutscher Texte.
Inhalt/e
Das Theater ist eines der wenigen Massenmedien, die auch dem Mittelalter bekannt waren. So sind auch die Publikumswirkung und die Einbeziehung des Publikums in theatrale Abläufe wichtige Faktoren gewesen, an denen sich die Spielleiter orientierten. Aus der Phase des Mittelalters und der Frühen Neuzeit sind geistliche und weltliche Stücke überliefert, die dies mit dem Ziel der Belehrung, Erbauung und Unterhaltung verbinden, wie es z.B. Oster- und Passionsspiele, Moralitäten und Fastnachtspiele erkennen lassen. Die frühen mittelalterlichen Stücke lassen sich dabei nicht auf die antike Dramatik zurückführen, sondern waren in der mittelalterlichen Kultur und Sozietät fundiert und gingen – im Fall der Osterspiele – auf eine Entwicklung der Liturgie zurück. Spätmittelalterliche Städte kannten Großaufführungen, die sich teils über mehrere Tage erstreckten und von der Bürgerschaft als Aufführende und Organisatoren, z.B. als Mitglieder einer Bruderschaft, getragen wurden. Das Theater nahm in der Frühen Neuzeit dann vermehrt Impulse der antiken Dramatik auf, erfuhr in gelehrtem Kontext eine humanistische Prägung und unterlag in reformatorischer Zeit verstärkt den zeitüblichen konfessionellen Tendenzen.Die dichte kulturelle und soziale Einbettung theatraler Spielformen erlaubt eine Perspektivierung der kulturellen, politischen, sozialen und konfessionellen Umstände und erschließt zentrale Problematiken der vorgesehenen Zeitphase, die im Medium des Theaters diskutiert wurden. Anhand repräsentativer Segmente aus der geistlichen und weltlichen Spielpraxis, die in Textbeispielen zur Verfügung gestellt werden, soll das Theater des Mittelalters und der Frühen Neuzeit im Seminar behandelt werden.
Erwartete Vorkenntnisse
Kenntnisse des Mittelhochdeutschen.
Curriculare Anmeldevoraussetzungen
Für Studierende des BA Germanistik: Für den Besuch der LV ist die Absolvierung des Grundkurses 'Ältere Deutsche Sprache und Literatur' obligatorisch.
Literatur
Wolfgang F. Michael: Das deutsche Drama des Mittelalters. Berlin/New York 1971.Klaus Ridder (Hg.): Fastnachtspiele. Weltliches Schauspiel in literarischen und kulturellen Kontexten. Tübingen 2009.Ursula Schulze: Geistliche Spiele im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Von der liturgischen Feier zum Schauspiel. Eine Einführung. Berlin 2012.Hans-Joachim Ziegeler (Hg.): Ritual und Inszenierung. Geistliches und weltliches Drama des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Tübingen 2004.