Intendierte Lernergebnisse
Ziel der LV ist es, Studierende zur Auseinandersetzung mit unterschiedlichen methodischen und theoretischen Konzepten der Geschichtswissenschaften zu motivieren und ein Problembewußtsein darüber herzustellen, dass die Interpretationen der Vergangenheit in eminenter Weise methoden- und theorieabhängig sind.Ein weiteres Lehrziel ist die Schulung von Diskussions-, Kritik- und Urteilsfähigkeit.
Lehrmethodik
Gemeinsam werden wissenschaftliche Texte zum Thema erarbeitet und diskutiert. Die Bereitschaft zur Lektüre der Texte, der schriftlichen Diskussionsvorbereitung wird vorausgesetzt. Weiters werden kleinere Recherchearbeiten vergeben.
Inhalt/e
Das Braudel’sche Geschichtsmodell der „long durée“ geht davon aus, dass Epochen vor allem von den immobilen Strukturen der Geographie und den sich nur langsam verändernden ökonomischen, sozialen und politischen Strukturen, jedoch nur zu einem geringen Teil durch die sich rasch wandelnden Ereignisse geprägt sind. Vertreter der Historischen Anthropologie wiederum sehen gesellschaftliche Prozesse als Wechselspiel zwischen Strukturen einerseits und den Wahrnehmungen, Interpretationen und Handlungen der Akteure auf der anderen Seite. Menschen erscheinen nicht länger als ges(ch)ichtslose Opfer letztlich alles determinierender Strukturen, sondern als Agierende und Reagierende. Durch ihre historisch spezifische Wahrnehmung und Interpretation der sozialen und politischen Realität gestalten sie diese auch mit. Charakteristisch für die historisch-anthropologische Richtung innerhalb der Geschichtswissenschaft ist die „dichte Beschreibung“ (Clifford Geertz).
Literatur
Jörg Baberowski, Der Sinn der Geschichte. Geschichtstheorien von Hegel bis Foucault. München 2005Georg G. Iggers, Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein kritischer Überblick im internationalen Zusammenhang. Göttingen 2007Lutz Raphael, Geschichte im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart. München 2010weitere Literatur wird während der LV bekannt gegeben