Intendierte Lernergebnisse
Die Studierenden verfügen nach einem erfolgreichen Abschluss der Lehrveranstaltung über einen Überblick über verschiedene Formen und Hintergründe von Emigration und Exil im 20. Jahrhundert. Sie können diese in den jeweiligen größeren historischen und politischen Kontext einordnen, Parallelen und Unterschiede zwischen ihnen erkennen und historische Quellen zu den gewählten Beispielen kontextbasiert analysieren.
Lehrmethodik
Einführung durch die LV-Leitung. Lektüre und Diskussion von Einführungstexten. Referate durch die Studierenden. Gemeinsame Analyse und Diskussion von Quellen.
Inhalt/e
Das Proseminar beschäftigt sich anhand ausgewählter Beispiele näher mit den Phänomen Emigration und Exil im 20. Jahrhundert (vorrangig aus und nach Europa). Unter "Emigration" wird hierbei die freiwillige oder erzwungene Auswanderung aus politisch begründeten Motiven (durch eine Entwicklung der politischen, religiösen und weltanschaulichen Verhältnisse, die den Betreffenden ein weiteres Dableiben in der Heimatregion unmöglich erscheinen lassen) verstanden; unter "Exil" die Abwesenheit eines Menschen oder einer Bevölkerungsgruppe von der eigenen Heimatregion, die durch Ausweisung, Verbannung, Vertreibung, Ausbürgerung, Zwangsumsiedlung, religiöser oder politischer Verfolgung sowie unerträglicher Verhältnisse im Heimatland mit anschließender Auswanderung bedingt wurde. In der Lehrveranstaltung sollen zum einen die politischen und sozialen Hintergründe erörtert werden, die zu einer jeweiligen Emigration aus den betreffenden Ländern führten, zum anderen soll näher auf das Leben in der Emigration bzw. im Exil an sich eingegangen werden (inklusive Fragen von Identität, Zugehörigkeit(en), Integration, Akkulturation, ökonomische und soziale Schwierigkeiten,...). Dies betrifft auch die Frage, wie jeweilige nationale Regierungen auf die betreffenden Emigrationen reagierten. Nach einer allgemeinen Einführung sollen unter anderem folgende Themenkomplexe im Zentrum stehen: Emigration nach 1917 aus Russland ("Weiße Emigration")Paris als Exilstadt der Zwischenkriegszeit Emigration aus NS-Deutschland ab 1933 und Leben im Exil (Emigration allgemein (politische Emigrant:innen, Juden und Jüdinnen, ...), Exilliteratur, innere Emigration, Flucht nach Palästina, in die Türkei, nach Shanghai, Frankreich, Großbritannien und in die USA, nach Österreich und in die Tschechoslowakei bis 1938, ...) Emigration aus Österreich ab 1933/34 und 1938Exilregierungen während des Zweiten WeltkriegsRemigration nach dem Zweiten Weltkrieg "Deutschen Volkszugehörige" außerhalb Deutschlands nach 1945 Flucht aus sozialistischen Staaten in den "Westen" (DDR, Tschechoslowakei, Polen, Ungarn, Sowjetunion,...) Emigration nach Israel vor und nach 1948 Emigration im Zuge und nach der Dekolonialisierung (z. B. pieds noirs; sephardische Juden und Jüdinnen nach Frankreich; Emigration aus Pakistan und Indien nach Großbritannien,...)Arbeitsmigration nach Deutschland, Österreich,... ab den 1950er Jahren (aus Jugoslawien, Griechenland, der Türkei,...) und Entwicklungen bis heute (etwa aus Rumänien und Bulgarien)Emigration in Folge der Jugoslawienkriege der 1990er Jahre Emigration von Juden und Jüd:innen aus der (ehemaligen) SowjetunionEingegangen werden kann zudem beispielsweise auf folgende Themen:Einwanderung in die USA seit 1924 im Längsschnitt Emigration aus Kuba ab der Revolution 1953Emigration aus Chile 1973 (Putsch durch Pinochet) und Argentinien nach der Machtübernahme der Militärdiktatur 1976Exiliraner:innen in Europa seit der Islamischen Revolution 1979Exil von irakischen Christ:innen seit 2003Armenische Diaspora in Europa im LängsschnittJesid:innen in europäischer Diaspora Uigur:innen im ExilWeitere Themen können auf Wunsch der Studierenden ebenso in den Semesterplan integriert werden.
Erwartete Vorkenntnisse
Interesse für die Thematik.
Literatur
Wird in der LV bekannt gegeben bzw. teilweise auch in Moodle zur Verfügung gestellt. Link auf weitere Informationenhttps://www.bpb.de/themen/migration-integration/kurzdossiers/258195/exil-diaspora-transmigration/