Intendierte Lernergebnisse
Überblickserwerb zur Geschichte des weiblichen Körpers und über die Geschichte von Mediakalisierung, sowie ihrer Erforschung.
Lehrmethodik inkl. Einsatz von eLearning-Tools
Vortrag, Lektüre, Themenerarbeitung und Präsentation durch Studierende.
Inhalt/e
Eine besondere Einordnung des weiblichen Körpers durch überwiegend männliche Gelehrte hat eine lange Tradition. Im Kahun Papyrus (1825 v. Chr.) werden alle Leiden der Frau auf die Gebärmutter zurückgeführt und auch der griechische Philosoph Platon gibt einer durch den weiblichen Körper wandernden Gebärmutter die Schuld für allerhand Probleme der Frau. Die Hysterie (von hystera altgriechisch Gebärmutter) weist bis heute auf die Verbindung von psychischen Leiden und ihrem vermeintlichen Ursprung in der Gebärmutter hin. Doch die negative Typisierung des körperlich Weiblichen endet nicht bei der Gebärmutter, sie gipfelte in der frühen Neuzeit in den Beschreibungen des Malleus Maleficarum (Hexenhammer), die grundsätzlich von der „verdorbenen Natur des Weibes“ ausgingen, die deren Anfälligkeit für den Teufel erklären würde. Jenseits dieser halbmystischen Assoziationen haben sich seit dem 19. Jahrhundert umfassendere Diskursstrukturen etabliert, die nicht nur Interpretationen sind, sondern die auch bis in die Erfahrungen von Körper und Krankheit des weiblichen Individuums hineinwirken. Die Pathologisierung im foucaultschen Sinne erfolgte dahingehend primär durch die naturwissenschaftlich-materialistische Betrachtung des weiblichen Körpers, die dessen Eigenschaften an Physiologie band. So attestierte der französische Anthropologe Gustave LeBon Frauen aufgrund ihres kleineren Gehirnes auch verminderte kognitive Fähigkeiten: „Alle Psychologen, die die Intelligenz von Frauen studiert haben, erkennen heute ebenso wie Dichter und Romanschriftsteller, dass sie eine der minderwertigsten Formen der Menschheitsentwicklung darstellen und Kinder und Wilden näher sind als erwachsenen zivilisierten Männern [sic!]. “ In seiner wegweisenden Aufarbeitung „Der falsch vermessene Mensch“ 1988 hat Stephen J. Gould gezeigt, wie die Verankerung der Intelligenz als Eigenschaft des Gehirns dazu benutzt wurde Menschen zu typologisieren und abzuwerden, obwohl die wissenschaftliche Grundlage für diese Behauptungen von Anfang an ideologisch verzerrt war. Er erörtert detailliert wie Mediziner und Kraniometriker Frauen aufgrund der Größe ihres Gehirns die Fähigkeit zum rationalen Denken absprachen und somit die Basis für Behauptungen wie die von LeBon lieferten. Im 20. und 21. Jahrhundert ist man von diesen Stereotype zwar abgekommen, Psycholog*innen und Biolog*innen behaupten jedoch bis heute immer wieder, dass Frauen anders Denken würden, weil ihr Gehirn „einfach anders verdrahtet“ sei oder sie sich evolutionär anders entwickelt haben. Die Verkörperung weiblicher Stigmata betrifft nicht nur Hysterie und Kognition, sondern findet auch durch die Medikalisierung der Gesellschaft eine neue Dimension. Die Identifizierung und Benennung von Leiden begünstigt die Tendenz Alles als körperlichen Fehler darzustellen und diese kategorisiert das Weibliche gegenüber dem Männlichen nach wie vor als mangelhaften, behandelnswerten Dauerzustand, der einer konstanten Wartung bedarf. Nur Frauen kann man zumuten für Verhütungszwecke ein Leben lang an ihrem Hormonsystem herumzuwerken und nur Frauen wird eine Dauerüberwachung des uterinen Bereiches durch den medizinischen Experten empfohlen.
Curriculare Anmeldevoraussetzungen
keine